Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 414 Waghäusel, kath. Wallfahrtskirche St. Maria 1640

Beschreibung

Bauinschrift des Caspar Baumberger (Bamberger) und der Anna geb. Hund von Saulheim. An der Nordostecke des Chores, außen. Komposition in Hochrelief, auf sechs Lagen der an der Ecke abgeschrägten Eckquaderung aus gelbem Sandstein verteilt. Über Konsole mit Engelskopf Inschriftkartusche mit der Bauinschrift; darüber zwei Wappen mit Helmen und Helmzieren; oben stehende Muttergottes in Muschelnische. Tafel überarbeitet und ergänzt.

Maße: H. (gesamt) ca. 250, (Kartusche) ca. 40, B. ca. 70, Bu. ca. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. AN(N)O 16///40/ P(RAE)NOBILIS STRENVVS AC GRATIOSVS D(OMI)N(V)S D(OMINVS) / [CA]SPARVS BAVMBERGER A RAVENBERG D(OMI)N(V)S IN [LOR/B]ISWEILERa), HANHAVEN: COLONELLVS ET COM(M)END(ATOR)b) /[P]HLIPSBVRGENSIS : ET P(RAE)NOBILIS D(OMI)NA ANNA / HONDT A SAVLHEIM HVNC P(ATRVM)c) CAPVCINOR(VM) CONVE(N) / TVM SVIS SVMPTIBVS EXSTRVI FECERV(NT)d) /

Übersetzung:

Im Jahre 1640 ließen der hochedle, gestrenge und gnädige Herr, Herr Caspar Baumberger von Rauenberg, Herr in Lahr, Bischweiler, Hanhofen, Oberst und Kommandant zu Philippsburg, und die hochedle Herrin Anna Hund von Saulheim diesen Kapuzinerkonvent auf ihre Kosten erbauen.

Wappen:
Baumberger (Baum, von zwei Bären gehalten); Hund von Saulheim.

Kommentar

Die Klosteranlage geht auf eine spätgotische Kapelle mit wundertätigem Gnadenbild zurück, zu deren Betreuung 1614 rheinische Kapuziner berufen wurden. Die eigentliche Klostergründung erfolgte in Zusammenhang mit dem Ausbau des Konventes durch den Stifter und Bauherrn Caspar Baumberger1. Dieser war bereits 1615 als Capitainleutnant zu Philippsburg in bischöflich speyerischen Diensten; als Hauptmann und Wachtmeister verteidigte er 1634 die neue Festung gegen die Schweden2. Auch im weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges zeichnete sich Baumberger aus. Er erhielt Güter in Kirrlach, Malsch, Rauenberg, Lahr, Bischweiler und Hanhofen; die vier letzteren Ortschaften sind in der vorliegenden Inschrift aufgeführt3.

Textkritischer Apparat

  1. Ende der 3. und Anfang der 4. Zeile nicht mehr leserlich; ergänzt nach KdmBaden IX 2, 329.
  2. Heutiger Befund: Comp (falsch ergänzt).
  3. Kürzung PP, darüber Kürzungsstrich.
  4. Heute falsch ergänzt fecerum.

Anmerkungen

  1. Remling II 456, 471; KdmBaden IX 2, 322ff.
  2. Krebs, Dienerbücher Speyer nr. 55; Stocker, Bruchsal 124.
  3. Ausführliche Schilderung der Kriegstaten Baumbergers bei Remling II 459ff. – Zu seiner Gemahlin Anna Hund von Saulheim vgl. Nopp a. a. O. 129.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 2, 329, Abb. 143.
  2. Wickenburg 247.
  3. Stocker, Bruchsal 154.
  4. H. Nopp, Gesch. d. Stadt u. ehem. Reichsfestung Philippsburg. Speyer 1881, 107, 120, 148.
  5. A. Ehrenfried, Waghäusel. Die Wallfahrt und die Kapuziner. Ulm 1966, 29, 40 u. Abb.
  6. K. H. Jutz u. J. M. Fieser, Philippsburg, Geschichte der Stadt und ehem. Reichsfestung. Offenburg 1966, 24.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 414 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0041407.