Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)
Nr. 262 Oberderdingen, ev. Pfarrkirche St. Laurentius 1574
Beschreibung
Bauinschrift an der südlichen Außenwand. Querrechteckige Tafel aus gelbem Sandstein, die Inschrift von Pilastern gerahmt und nach oben durch Gesims abgeschlossen. Buchstaben dunkel nachgezogen; zwei Fehlstellen.
Maße: H. ca. 75, B. ca. 115, Bu. ca. 5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
ALS MAN ZALT · 1571 · IST V(ON) MEINEM GNEDIGE(N) FV̈RSTE(N) / VND HERN · HERTZOG LVDWIGEN ZV WIRTEM-/BERG · MIR SEBASTIAN DREHER(N) · V(ON) LEWENBERG ·1) DER / ZEIT AMPTMAN ZV DERDINGE(N) · BEVELCH GEBE(N) SOLCHE / KIRCH ZV BAWEN · DES SICH DAN BIS SIE ERBAWEN / WORDE(N) · INS · 3 · IAR VERZOGE(N) · HAT IN DER ZEIT · / DER SCHEFFEL KERNN GOLTEN · XII · GV̈LDE / ROCKEN · IX · DER SCHÖFEL DINCKEL · FV̈NFTHALBE(N) / GV̈LDE · DER HABER · [. . . . . . . .] DAS FVODER WEIN / CXXXX · GV̈LDE · DIE SCHEIBE(N) SALTZ · [. . . . . . .] / VND DVRCHAVS ALEDING · DES VOR NIE ERHÖRT · / ZVM HÖCHSTE(N) VND THEVRESTEN GEWESEN · /
Anmerkungen
- Leonberg (Kr. Böblingen).
- Zur Preson vgl. die bei nr. 270 gemachten Angaben.
- Im Bearbeitungsgebiet vgl. nrr. 253, 288, 377. Eine Zusammenstellung der Wein- und Kornpreise für Wertheim gibt DI. I (Main- und Taubergrund) 6f.
- Im Schlußstein der beiden Portalgewände der Südseite und am Ostgiebel; Schreibung in arabischen Ziffern ohne Punkt-Trennung.
Nachweise
- KdmWürttemberg I (Neckarkreis) 423.
- Kreisbeschr. Maulbronn 193.
- Feigenbutz, Kraichgau 109.
- Brandauer, Oberderdingen 80, 186.
Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 262 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0026203.
Kommentar
Oberderdingen stand seit dem für Kurpfalz unglücklichen Ausgang des bayerischen Erbfolgekrieges 1504 zusammen mit dem Amt Maulbronn unter württembergischer Oberhoheit. Nach der Reformation wurde das ehemalige Stabsamt des Klosters Herrenalb durch einen württembergischen Amtmann verwaltet. Die vorliegende Inschrift nennt neben dem Namen des Landesherrn und Bauherrn der Kirche, Herzog Ludwig von Württemberg (1568–1593), den 1558–1579 in Oberderdingen bestallten Amtmann Sebastian Dreher (gest. 1582)2.
Die Nachricht über die zur Bauzeit herrschende Teuerung mit Angaben von Korn- und Weinpreisen begegnet im 16. Jahrhundert häufig; auch die Verbindung mit einem Sakralbau ist nicht ungewöhnlich3. – Die Jahreszahl 1574, die die Vollendung des Baues angibt, kehrt dreimal an der Kirche wieder4.