Inschriftenkatalog: Großkreis Karlsruhe
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)
Nr. 255 Flehingen (Gem. Oberderdingen), ev. Pfarrkirche 1572
Beschreibung
Grabdenkmal der Anna von Flehingen geb. Göler von Ravensburg. Innen, Südwand; aus der alten Pfarrkirche übertragen. Aedikula aus gelbgrauem Sandstein; im Giebelfeld Todesgenius; in der Gebälkzone Grabschrift; die fast vollrunde Standfigur der Verstorbenen vor Flachnische zwischen pilasterartigen Rahmenleisten, die mit je zwei Wappen mit Helmen und Helmzieren sowie mit Blattornament belegt sind. Wappen tingiert (neu), Schrift schwarz nachgezogen.
Maße: H. 228, B. 108, Bu. 2 und 1,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
Anmerkungen
- Vgl. nr. 224; eine Schwester der Verstorbenen ist ebenfalls in Flehingen bestattet (vgl. nr. 214).
- Vgl. nr. 256. Weitere Inschriften-Denkmäler des Ehepaares nrr. 211, 240, ferner eine Pforzheimer Hausinschrift von 1567, heute an der Westmauer des sog. Archivturmes des Pforzheimer Schlosses geborgen; vgl. KdmBaden IX 6, 377. Außerdem sei auf die nur urkundlich überlieferten Epitaphien von fünf frühverstorbenen Kindern des Paares hingewiesen: nrr. 203, 206, 215, 216, 221.
- Fleischhauer, Renaissance 131.
- In formaler und stilistischer Hinsicht eng verwandt sind vor allem die um 1576–79 entstandenen Frühwerke in den benachbarten Orten Sulzfeld und Unterderdingen; vgl. nrr. 267, 270, 271. Zusammenfassend zu diesem Meister vgl. Einleitung S. XXVIf.
Nachweise
- KdmBaden IX 1, 51 u. Abb. 24.
- Helwich, Flehingen 25.
- Feigenbutz, Kraichgau 372.
Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 255 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0025508.
ANNO · 1572 · DEN · 10 · NOVEMBRIS · IST IN GOT SELIGLICH ENT/SCHLAFEN · DIE EDEL VND TVGENTSAM FRAW · ANNA VON FLEH=/INGEN · GEBORNE GÖLERIN V(ON) RABENSPVRG · DERE(N) GOT GNAD · A(MEN): /
Kommentar Die Verstorbene – eine Tochter des Albrecht Göler von Ravensburg (gest. 1542) und der Dorothea von Liebenstein (gest. 1562)1 – war die zweite Gemahlin des Ludwig Wolf von Flehingen (gest. 1600), dessen Wappen zu ihrer Rechten angebracht sind. Das Grabmal des Ehemannes ist ebenfalls erhalten und bildet (trotz anderer Maße) ein Gegenstück zu dem vorliegenden2. Beide Denkmäler wurden neuerdings von Fleischhauer3 der in Tübingen tätigen „Werkstatt des Leonhard Baumhauer“ zugewiesen. Wahrscheinlicher ist die Herkunft aus der in Heidelberg und Leonberg nachweisbaren Werkstatt des Jeremias Schwarz, die im Bearbeitungsgebiet durch eine umfangreiche Werkgruppe vertreten ist4. Die sorgfältig gestaltete, breit proportionierte Kapitalschrift mit überhöhten Anfangsbuchstaben ist typisch für die in den 1570er Jahren aus dieser Werkstatt hervorgegangenen Denkmäler.