Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 20: Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980)

Nr. 158 Rußheim (Gem. Liedolsheim-Rußheim), ev. Pfarrkirche St. Michael 1523

Beschreibung

Kelch mit Stiftungsinschrift des Johannes Wester. Silber vergoldet; glatte Kuppa über sechsteiligem Nodus und Sechspaßfuß. Der kräftige Nodus wird oben und unten von einem Inschriftstreifen (A, B) begleitet; am Rand des Fußes Umschrift (C). Am Fuß Gravierungen eines Wappens und eines Kreises mit Weihekreuz an zwei gegenüberliegenden Feldern des Schaftes.

Maße: H. 17, Dm. (Kuppa) 10, Dm. (Fuß) 14, Bu. 0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    I / H / E / S / V / S /

  2. B

    M / A / R / I / A /

  3. C

    · QVID · RETRIBVA(M) · D(OMI)NOa) · P(RO) · O(MN)IBVS · QVE · RETRIBVIT MICHI · CALICEM · SALVTARIS1) · FR(ATER) · IOHANNES · WESTER · 1523 ·

Übersetzung:

Was soll ich dem Herrn wiedergeben für alles, was er mir gegeben hat? Den Kelch des Heils! Bruder Johannes Wester 1523.

Wappen:
Wester (Kopf eines blasenden Windgottes, vermutlich redendes Wappen für „Westwind“, sowie Monogramm I W).

Kommentar

Eine zu dem Kelch gehörige Patene mit Christusmonogramm ist ebenfalls in Rußheim erhalten. Der Stifter Johannes Wester war Benediktinermönch zu Gottesau, wie sein in Eggenstein erhaltener Grabstein von 1538 aussagt2.

In der Inschrift ist das Psalmwort in geistvoller Weise umgedeutet worden. Auf die Frage in Vers 12 folgt in Vers 13 die Antwort: „Calicem salutaris accipiam et nomen Domini invocabo (Den Kelch des Heils werde ich annehmen und den Namen des Herrn anrufen)“. Der „Kelch des Heils“ wird hier tatsächlich mit der Stiftung des Kelches als Dankesschuld an Gott zurückgegeben.

Die Schrift trägt Züge der sog. frühhumanistischen Kapitalis3, hat aber bereits die breit proportionierte Form der ausgereiften Renaissance-Kapitalschrift.

Textkritischer Apparat

  1. Statt N verschriebens H.

Anmerkungen

  1. Ps. 115, 12–13.
  2. Vgl. nr. 174.
  3. Ausbuchtung im Querbalken des H, N vielfach retrograd.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 5, 183.

Zitierhinweis:
DI 20, Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe, Nr. 158 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di020h007k0015804.