Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 510† Dom 1596

Beschreibung

Wand des nordöstlichen Querhauses, links neben dem Eingang zum Neuen Paradies. Gegenüber den von Ernst von Wrisberg gestifteten Bildern (vgl. Nr. 495) waren drei Gemälde mit Beischriften und einer Stifterinschrift angebracht. Die wahrscheinlich auf die Wand gemalten Inschriften A–C bezeichneten die drei Tafelbilder, auf denen die Glorie des Himmels (A), das Jüngste Gericht (B) und die Himmelfahrt Christi (C) dargestellt waren. Die wohl ebenso ausgeführte Stifterinschrift D war unterhalb der drei Bilder angebracht.1) Oeynhausen und Kratz überliefern im Zusammenhang der Stifterinschrift eine Ahnenprobe, von der Oeynhausen siebzehn Wappen benennt und vier beschreibt.2)

Inschriften nach DBHi, HS 271.

  1. A

    Delicias mundi perituraq(ue) gaudia sperne Aurea ut in coelo degere Saecla queas

  2. B

    Judicis ad dextram Si vis post funera sisti Inter Pastoris fac numereris oves

  3. C

    En tuus in coelos fertur Thesaurus ut istud Cor trahat affixum Terra quid ergo tenet

  4. D

    R(everen)dus ac nobilis D(omi)nus Nicolaus de Zersen hujus et Monasterien(sis) Ecclesiae Canonicus Regis Hispaniarum Equitum Praefectus3) vivus hoc posuit monumentum Sui Anno Domini MDXCVIa)

Übersetzung:

Verschmähe die Lust der Welt und die vergänglichen Freuden, damit du im Himmel goldene Ewigkeiten erleben kannst. (A)

Wenn du nach deinem Tod zur Rechten des Richters sitzen willst, wirke darauf hin, daß du unter die Schafe des Hirten gezählt wirst. (B)

Siehe, dein Schatz wird in den Himmel getragen, so daß er dieses an ihn geheftete Herz hinaufzieht. Warum also hält es die Erde [noch] fest? (C)

Der hochwürdige und edle Herr Nikolaus von Zersen, Kanoniker an dieser Kirche und in Münster, Präfekt der Reiterei des spanischen Königs, hat sich zu Lebzeiten dieses Denkmal gesetzt. Im Jahr des Herrn 1596. (D)

Versmaß: Elegische Distichen (A–C).

Wappen4)
ZersenWerpup
RauschenplattBock8)
LandesbergTrappen9)
Duien5)Bardeleben10)
WrisbergBusch
Rheden IQuernheim
OffensenOeynhausen
Wirte6)Cappel
Schlitstedt?7)

Kommentar

Nikolaus von Zersen starb am 22. Januar 1600 und wurde im nördlichen Kreuzgangflügel bestattet (vgl. Nr. 532).

Textkritischer Apparat

  1. Die beiden ersten Ziffern sind in HS 271 als neulateinische Zahlzeichen wiedergegeben.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Bertram, Bischöfe, S. 158; DBHi, HS 271, fol. 15r.
  2. Oeynhausen, S. 324, Nr. 102; Kratz in DBHi, HS 269, S. 291.
  3. Der Rang eines praefectus equitum ist in der spanischen Armee bis zum hier einschlägigen Zeitraum nicht feststellbar, vgl. Serafin Maria de Soto: Geschichte der Organisation der Infanterie und Kavallerie der Königlich Spanischen Armee von den frühesten Zeiten bis zum Jahre 1855. Berlin 1861. Der historische Hintergrund für diesen Titel könnte vielleicht darin zu sehen sein, daß Herzog Erich II. von Braunschweig im Jahr 1568 für den niederländischen König 1600 Mann Reiterei ausgehoben hatte. Vgl. Friedrich Edelmayer: Söldner und Pensionäre. Das Netzwerk Philipps II. im Heiligen Römischen Reich. München und Wien 2002, S. 145 u. S. 189f.
  4. Anordnung so bei Oeynhausen (wie Anm. 2).
  5. Kratz in DBHi, HS 269, S. 291: v. Duingen.
  6. Wappen Wirte (Fächer). Wappenbeschreibung nach Oeynhausen.
  7. Kratz in DBHi, HS 269, S. 291: v. Schilstede. Die von Oeynhausen überlieferte Namenform Schliestedt wahrscheinlich anstelle von Schlitstedt. Wappen Schlitstedt (Schlittenkufe). Vgl. Siebmacher 1, S. 170.
  8. Wappen Bock (Steinbock). Beschreibung nach Oeynhausen.
  9. Wappen Trappen (drei Trappen). Beschreibung nach Oeynhausen.
  10. Kratz in DBHi, HS 269, S. 291: v. Barla.

Nachweise

  1. DBHi, HS 271, fol. 15r.
  2. DBHi, HS 114b, fol. 63r.
  3. DBHi, HS 116, S. 135.
  4. Bertram, Bischöfe, S. 158 (nach DBHi, HS 271) (D).
  5. DBHi, HS 269, S. 291 (C, D).
  6. Oeynhausen, S. 324, Nr. 102 (D).
  7. Slg. Rieckenberg, S. 910 (D).

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 510† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0051008.