Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 58: Stadt Hildesheim (2003)
Nr. 476† St. Andreas 1586
Beschreibung
Epitaph für Anna Kleinenberg. Holz.
Inschrift nach Joachim Brandis’ Diarium.
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Qualem omnes cupiunt raro nanciscitur unus Talis eras thalami tu socia ANNA mei Tota placens ut quam fuerim sea) dicere possit Conjuge contentum tam bene nemo sua Stirpis eras postrema tuae quae prodolor omnis In te una tandem vixit et interiit. Annae Cleinenbergiae Joachimus Brandis Joachimi consulis filius tri(sti)ssimus P(osuit)
Übersetzung:
Selten erlangt auch nur einer eine Frau von der Art, wie sie sich alle wünschen. Du, Anna, Gefährtin meines ehelichen Lagers, warst eine solche. Ganz und gar gefielst du [mir], so daß keiner sagen kann, er sei so sehr zufrieden mit seiner Frau, wie ich es war. Du warst die letzte deines Geschlechts, das zu meinem Schmerz ganz in dir allein zuletzt lebte und unterging. Für Anna Kleinenberg hat [dies] Joachim, der hochbetrübte Sohn des Bürgermeisters Joachim Brandis, anbringen lassen.
Versmaß: Drei elegische Distichen.
Textkritischer Apparat
- se] si Joachim Brandis’ Diarium.
Anmerkungen
- Joachim Brandis’ Diarium, S. 150 u. S. 229.
- Ebd., S. 230; zum Brandisschen Familienbegräbnis s. a. Hildesheim, Ev. Stadtkirchenarchiv, Bestand St. Andreas, Archivkarton 62, Nr. 513,6: Begräbnisstellen 1461–1768.
- Vgl. Joachim Brandis’ Diarium, S. 205.
Nachweise
- Joachim Brandis’ Diarium, S. 230.
- Slg. Rieckenberg, S. 872.
Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 476† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0047601.
Kommentar
Anna Kleinenberg stammte aus Einbeck. Sie heiratete am 2. September 1577 Joachim Brandis d. J. (1553–1615), den Sohn des Bürgermeisters Joachim Brandis d. Ä., und starb am 23. September 1585 im Wochenbett.1) Zwei Tage später wurde sie in der Andreaskirche im Brandisschen Familienbegräbnis im Chor beerdigt. Die Beisetzungsfeierlichkeiten kosteten den hinterbliebenen Ehemann einschließlich des Epitaphs 166 Gulden und 18 Groschen. Das Epitaph wurde am Karfreitag, dem 1. April 1586, aufgehängt,2) also etwa ein halbes Jahr nach der Bestattung.
Das Epitaph der Anna Kleinenberg hat der Kistenmacher Henni Wever für 7½ Taler angefertigt, die Malerei führte Jochim Hövel für 30 Taler aus. Die Inschrift hat ein Freund der Familie Brandis, Dr. Johann Reiche, verfaßt, auf den auch die nicht überlieferten lateinischen und deutschen Verse auf einem Trinkbecher von 1583 (Nr. 456) zurückgehen.3) Zu Johann Reiche s. den Kommentar zu Nr. 452.