Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 58: Stadt Hildesheim (2003)
Nr. 337 St. Godehard 1541
Beschreibung
Epitaph für Christopher (?) von Halle. Sandstein. Das hochrechteckige Epitaph ist heute in der Taufkapelle angebracht, es befand sich ursprünglich im nördlichen Kreuzarm und später an der Wand des nördlichen Seitenschiffs.1) Unter einer Bogenarchitektur in halbplastischer Darstellung der Verstorbene in weltlicher Kleidung mit Schwert nach rechts gewandt vor einem Kruzifix kniend. Unter seinen Knien ein Totenschädel, unter dem Kreuz ein Vollwappen. Zwischen dem Verstorbenen und Christus ein Spruchband mit Inschrift A. Die Jahreszahl B befindet sich auf einer Tafel im Tympanon des Bogens. In den Zwickeln des Bogens zwei Engel. Unterhalb des Bildteils Inschrift C in einem querrechteckigen Feld in acht Zeilen. Rechts und links neben C je zwei Wappenschilde. Inschrift A ist eingehauen, die übrigen Inschriften sind im Bereich des Mittelbandes erhaben vor vertieftem Hintergrund ausgeführt, die Ober- und Unterlängen in Konturschrift gehauen. Die erste Bibelstelle in C ist in den Rahmen des querrechteckigen Inschriftenfeldes eingehauen worden. In Inschrift C Punkte auf der Grundlinie und auf der Mittellinie.
Maße: H.: 204 cm; B.: 112 cm; Bu.: 2,5 cm (A), 4 cm (B), 3,1 cm (C).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
- A
Dele iniquitate(m) meam domine2)
- B
1541
- C
Ioannis · 3 · / Also heft god de werlt beleuet · dat he sy=/nen sonen gaf · vp dat alle de an on geloue(n) · / nicht vor loren werden · sunder dat ewige / leuent · hebben.3) / ton Romerren. 14. / Unser neyn leuet sick suluest · vnde nemanta) / steruet sick suluest. leue wij · so leue wij dem / heren · Dar vmme wy leuen · edder wy ster/uen. so synt wij des heren.4)
Übersetzung:
Herr, tilge meine Missetat. (A)
Halle5) | |
Halle5 | ?6) |
Münchhausen* | ?7) |
Textkritischer Apparat
- nemant] Haufehler: die erste Haste des n reicht in den Oberlängenbereich hinein.
Anmerkungen
- DBHi, HS C 26a, S. 22.
- Nach Ps. 50,11.
- Jh. 3,16. Das Zitat folgt im wesentlichen der in Anm. 4 genannten Übersetzung, folgende Änderungen der Inschrift gegenüber der Bibelausgabe sind zu verzeichnen: beleuet statt geleuet/sonen statt enigen soene.
- Rö. 14,7f. Das Bibelzitat folgt wörtlich der Ausgabe: De Biblie vth der vthlegginge Doctoris Martin Luthers yn dyth duedesche vlitich vthgesettet mit svndergen vnd vnderrichtingen alse men seen mach. Lübeck Ludwig Dietz 1533.
- Wappen Halle (Schrägbalken mit drei Rosen belegt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 11, Teil 2, S. 57 u. Tafel 40. Helmzier abweichend: Rose. Am Helm des Oberwappens setzt ein geharnischter linker Schwertarm an.
- Wappen ? (zwei voneinander abgewendete Zweige mit Eichenblättern und Weinreben). In der älteren Forschungsliteratur ist das Wappen der Familie Halve zugeordnet worden (DBHi, HS C 26a, S. 22; Mithoff, Kunstdenkmale, S. 148 und Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 244). Die Zuordnung konnte nicht verifiziert werden.
- Wappen ? (Holzwanne mit Ösen für die Ruderriemen? und mit einem inliegenden Stab oder Ruder?). In der älteren Forschungsliteratur ist das Wappen mit dem der Familie von Bothmer (Boot, vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 4 u. Tafel 4) identifiziert worden, vgl. DBHi, HS C 26a, S. 22; Mithoff, Kunstdenkmale, S. 148; Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 244. Es weicht jedoch in der Gestaltung deutlich vom Wappen Bothmer ab.
- Joachim Brandis’ Diarium, S. 49.
Nachweise
- DBHi, HS C 26a, S. 21f.
- Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 244.
- Slg. Rieckenberg, S. 760, ein Photo.
Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 337 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0033709.
Kommentar
Die zum Quadrangel reduzierte Fahne des Schaft-r ist – wie auch in den Inschriften auf den Schlußsteinen (Nr. 214) in den Kellergewölben der Konventsgebäude zu beobachten – nach oben und nach unten mit einem Zierstrich bzw. -haken versehen. Der gebrochene Bogen des h ist senkrecht bis unter die Grundlinie gezogen, die Oberlängen von h, k und l sind gegabelt. Das Bild im Wappenschild spricht dafür, daß der Stein für einen Angehörigen der Familie von Halle gesetzt wurde, die Helmzier weicht allerdings von dem bei Siebmacher für diese Familie belegten Oberwappen ab (vgl. Anm. 5). Der Name des Toten war nirgends angebracht. Wahrscheinlich handelt es sich um Christopher von Halle, der am 29. März 1541 im Rahmen einer Fehde vor Steuerwald erschossen und in St. Godehard begraben wurde.8)