Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 317 St. Godehard 1526

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Hildesheimer Provenienz nicht sicher erweisbar.1) Sechspaßfuß mit Sockelplatte, an der Zarge senkrechte Gravur. Am sechseckigen Schaft ober- und unterhalb des runden abgeflachten Nodus Ornamentgravur. Die Kuppa stammt aus dem 19. Jahrhundert.2) Auf dem Fuß ist in einem der Pässe die Kreuzigung eingraviert: Christus am Kreuz mit graviertem Titulus A, unter dem Kreuz Maria und Johannes. Die Buchstaben der Inschrift sind durch kleine Kreuze voneinander getrennt. Inschrift B ist auf einem an den Enden eingerollten Schriftband an den Rändern der übrigen fünf Pässe eingraviert, als Worttrenner jeweils doppelte Kreuzchen, Sternchen, Ranken und gestielte dreizählige Blätter. Auf der Unterseite der Sockelplatte das Hamburger Beschauzeichen3) und eine Meistermarke M8.

Maße: H.: 22 cm; Dm.: 16,7 cm (Fuß), 10,5 cm (Kuppa); Bu.: 0,12 cm (A), 0,7cm (B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Christine Wulf [1/5]

  1. A

    I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM) ·4)

  2. B

    AN(N)O · D(OMI)NI · MCCCCCXXVI · VEN/ERABILIS · D(OMI)N(V)S · HINRIC(V)S · DE · / SVLDE · CANONICVS · RAMES/LOENSIS · PRO · GRACIARVM · / ACCIONE · ME · FIERI · FECIT ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1526 ließ der ehrwürdige Herr Heinrich von Sulde, Kanoniker in Ramelsloh, mich herstellen, um seinen Dank abzustatten. (B)

Kommentar

An der ausgeprägten frühhumanistischen Kapitalis fällt das spitze A mit einem weit nach einer Seite überstehenden Deckbalken auf.

Der Kelch wurde – wie Fritz anhand des Beschauzeichens nachweisen konnte5) – in Hamburg hergestellt. Das Meisterzeichen läßt sich allerdings nicht mit einem der bekannten Hamburger Goldschmiede identifizieren. Ob der Kelch bereits vor 1650 im Besitz von St. Godehard war, ist nicht zu erweisen.

Anmerkungen

  1. Näheres dazu im Kommentar.
  2. Über diese Kuppa wird im Inventar von 1841 gesagt, daß sie „ganz neu“ sei. Vgl. Kat. Schatz von St. Godehard, Anhang Q4, S. 180, Inventar der Pfarrkirche St. Godehard von 1841. Der Kelch wird in der Abteilung „Gold- und Silbergeräte“ unter Nr. 4 erwähnt.
  3. Abb. in Kat. Schatz von St. Godehard, S. 121.
  4. Io. 19,19.
  5. Kat. Schatz von St. Godehard, S. 122.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 26a, S. 46.
  2. Elbern, Schatzkammer St. Godehard, S. 124.
  3. Kat. Schatz von St. Godehard, S. 121, Abb. S. 122.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 317 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0031707.