Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 194 Dom, Neuenstädter Kapelle 1545, 1617, 1624, 1638, 1. H. 17. Jh.?

Beschreibung

Quadersteine (I–VI); außen am Chorpolygon der Neuenstädter Kapelle nach Osten über und unter dem Wasserschlag in 180–240 cm Höhe im Mauerverband, teilweise mit eingetieften Linien als Rahmung; heller Sandstein; verwittert, kleinere Oberflächenabplatzungen und Risse, teilweise bestoßen oder die Ecken zerstört, Schriftausfall; über die Fuge hinweg auf zwei Steinen (I/II) zweizeilig der Sterbevermerk (A), die Initialen mit Jahreszahl (B) und im oberen Bereich des Steins das Namensfragment (C), links neben I der Stein III mit der dreizeiligen Gedenkschrift (D) und den Initialen (?) (E), darunter, links von III der Stein IV mit der dreizeiligen Gedächtnisinschrift (F), am Fenstergewände der Stein V mit dem dreizeiligen Sterbevermerk (G), unterhalb von V der Stein VI mit dem zweizeiligen fragmentarischen Sterbevermerk (H); sämtliche Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 25 cm (I, II, III), 26 cm (IV), 62 cm (V), 23,5 cm (VI), B. 120 cm (I), 60 cm (II), 53,5 cm (III), 66,5 cm (IV), 29,5 cm (V), 70 cm (VI), Bu. 3,8–4,5 cm (A), 2,1–2,7 cm (B), 3–3,3 cm (C), 4,5–5 cm (D), 3 cm (E), 3,2 cm (F), 5–5,5 cm (G), 4–4,9 cm (H).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien der gotischen Majuskel und der Kapitalis (A), Kapitalis (B–H).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/5]

  1. A

    a[nn]oa) d(omi)ni . 1545 Jn die Ma//thei1) obijt albaRt(us)b) Tadkc) ded) R // Rosendale) // c(uius) a(n)i(m)a R(equiescat) J(n) P(ace)

  2. B

    BH / IWHQ / 1617

  3. C

    HINR

  4. D

    MAR[TI]NV[Sf) ...]MAEUS / EISENBERGAg) . OSTERLANDh) / NATUS ANNO 1624

  5. E

    I CV HP

  6. F

    ANDREAS IORDANUS / CA[M]ERARIUS VICARIORUM IN / SUMMO NATVSi) ANNO 1629

  7. G

    [M]ARIA · SC/WEINEFVESj) / OBIIT · II / FEBRVA(RII) / A(NN)O 1638

  8. H

    CATHARINA KREGELS / OBIIT 9 IVLII ANNO / [...]

Übersetzung:

A: Im Jahre des Herrn 1545 starb am Tage Mathei Albrecht Tadk[e] aus Rosendal, dessen Seele in Frieden ruhe. D: Martin [– – –]mäus (aus) Eisenberg (im) Osterland, geboren im Jahre 1624. F: Andreas Iordanus, Kämmerer der Vikare im Hohen [Chor des Domes], geboren im Jahre 1629. G: Maria Schweinefuß starb den zweiten Februar im Jahre 1638. H: Catharina Kregels starb den neunten Juli im Jahre [...].

Kommentar

Die Inschrift A ist verhältnismäßig roh in den Stein eingehauen. Die Brechung der Buchstaben nimmt eine sehr spitze Form an. Es kommen jedoch auch einige runde Formen vor, z. B. der zum Ende hin geschwungene Bogen des h und der Schaft der i-longa. Die Schaft- und Balkenenden sind hin und wieder keilförmig verbreitert. Das doppelstöckige a ist vollständig geschlossen. Die Anfangsbuchstaben der Wörter der Inschriften D–H sind oft überhöht. Die Buchstabenenden in D können durch serifenartige Abschlüsse ausgezogen sein. Auffällig ist das doppelbogige E. In F finden sich an Schaft-, Balken- und Bogenenden Serifen. Das untere Schaftende des runden U wird spornartig nach rechts umgebogen. Die Cauda des R ist geschwungen. Die Buchstaben von G und H sind schlicht und serifenlos ausgeführt.

Textkritischer Apparat

  1. anno] Der Buchstabenbestand beschädigt.
  2. albartus] Sic! Wohl für Albertus.
  3. Tadk] Vermutlich zu ergänzen zu Tadke; vgl. auch Nr. 205.
  4. de] Über das R geschrieben.
  5. Rosendal] Die ersten fünf Buchstaben beschädigt. Die Herkunftsbezeichnung Rosendal beginnt am Ende des zweiten Steins mit einem R. Sie wurde vermutlich aus Platzgründen abgebrochen. Das zugehörige Wort de wurde noch über die letzten Buchstaben des Nachnamens geschrieben. Der Ort wurde dann über den Anfang der Inschrift auf den ersten Stein gesetzt, die Fürbitte wieder in den zweiten Stein gehauen. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Örtchen bei Wethau im Burgenlandkreis.
  6. MARTINVS] Die Buchstaben beschädigt oder zerstört.
  7. EISENBERGA] Die beiden letzten Buchstaben beschädigt.
  8. OSTERLAND] Das E unter den Balken des T gestellt.
  9. NATUS] Der erste Buchstabe beschädigt.
  10. SCWEINEFVES] Sic! Wohl für SCHWEINEFVES.

Anmerkungen

  1. 1545 IX 21.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 194 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0019403.