Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 187 Dom, Depot um 1520

Beschreibung

Altarretabel mit Flügeln, sog. Marienaltärchen, Domschatz Inv. Nr. 391;1) Lindenholz, Leinwand, abgerieben, wurmstichig; in altem, doppelt profilierten Rahmen. Auf der Mitteltafel Halbfigur der Madonna mit Kind vor Goldgrund, auf der Innenseite des linken Flügels Petrus mit einem überdimensionierten Schlüssel in Händen, auf dem rechten Paulus, das Schwert in der Linken, unter dem rechten Arm ein Buch haltend. Die Flügelrückseiten zeigen links Anna Selbdritt und rechts den hl. Andreas mit dem Andreaskreuz. Auf den Rahmen der Flügel ist zusammen mit Granatapfel- und Lilienornamenten je sechsmal ein einzelner Buchstabe aufgemalt, schwarz auf Ochsenblutrot; über den vier Buchstaben an den Längsseiten je eine Lilienkrone.

Maße: H. 48,9 cm, B. 75, 8 cm (geöffnet), T. 1,6 cm, Bu. 1,7 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

  1. H

Kommentar

Der Bügel in der Mitte des Balkens ist breit und hoch. Die Funktion des Buchstabens ist nicht eindeutig. Handelt es sich um ein Ornament oder um ein Meisterzeichen? Vgl. Taf. LXXXII, Nr. 8.

Stuttmann hatte das Altärchen 1925 der Schule des Hans Raphon zugeschrieben,2) Busch wies darauf hin, daß es sich sowohl um eine Kopie der Teistungenburger Tafel des Meisters als auch des Gnadenbildes aus der Kirche S. Maria del Popolo in Rom handeln könne.3) Stange stellt es in einen Zusammenhang mit „der thüringischen Malerei des frühen 16. Jahrhunderts“.4) Seit den Forschungen Strieders gilt es als eine Kopie des römischen Gnadenbildes.5) Mangels Beurteilungsmöglichkeit mittels Buchstabenbestand wird das Retabel hier dem zeitlichen Ansatz Gmelins folgend eingeordnet.6)

Anmerkungen

  1. BKD, S. 297 Nr. 391; Doering 1927, S. 61; Hinz 1964, S. 205; Gmelin 1974, S. 479 f., Abb. ebd.
  2. Stuttmann 1925, S. 97 f.
  3. Busch 1931, S. 185.
  4. Stange 1954, S. 132 Anm. 8.
  5. Strieder 1959, S. 264; vgl. auch Hinz 1964, S. 205; Hahn 1965, S. 63 f.
  6. Gmelin 1974, S. 479 f.

Nachweise

  1. Busch 1931, Abb. 147.
  2. Gmelin 1974, Abb. S. 479 f.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 187 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0018701.