Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 119 Dom, Depot um 1500

Beschreibung

Fragment eines Kaselkreuzes, Domschatz Inv. Nr. 272;1) Reliefstickerei, Metallfäden mit Leinenseele und Seide auf grobes Leinen gestickt, die Seide am Corpus fast ganz abgerieben, einige Reste in Altrosa; das aus zwei Stämmen gewundene Astkreuz aus Metallfäden, die Schnittstellen der Äste aus altrosa Seide, Haare des Gekreuzigten braun. Auf das Schriftband am oberen Ende des Kreuzstammes schwarz auf grau (ehemals silbern) gestickt der Kreuztitulus.

Maße: H. 112,5 cm, B. 35 cm, Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

  1. I(HESVS) N(AZARENVS)a) R(EX)b) I(VDEORVM)2)

Übersetzung:

Jesus aus Nazareth, der König der Juden.

Kommentar

Die Schaftenden werden von Serifen beschlossen. Der Bogen des R ist etwas eckig geraten. Das aus zwei gewundenen Stämmen bestehende Astkreuz symbolisiert den Lebensbaum und verweist in seiner Form auf die Wurzel Jesse.3) Nach Schriftform und stilistischen Merkmalen dürfte das Kaselkreuz um 1500 entstanden sein.4)

Textkritischer Apparat

  1. NAZARENVS] Die Schräghaste des N fehlt.
  2. REX] Der obere Schaftteil des R ist beschädigt.

Anmerkungen

  1. Siehe dazu: Nebe 1889/1890, S. 85; Hermes 1896, S. 111; BKD, S. 285.
  2. Io 19,19.
  3. Vgl. zum Lebensbaum LCI Bd. 1, Sp. 258–264 (J[ohanna] Flemming).
  4. Vgl. zum Beispiel Stolleis 2001, Kat. Nr. 6 S. 69 mit Abb.; Wilckens 1994, Kat. Nr. 9 S. 33–35 mit Abb.; Sporbeck 2001, Kat. Nr. 57 S. 225–227 mit Abb. 57 b.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 119 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0011900.