Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 113† Dom, unbekannter Standort 1491

Beschreibung

Weiheinschrift des Doms durch Ernst von Sachsen, Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt (1476/1480–1513).

Text nach Excerpta collectaneis poeticis Theoderici Block, in: Leibniz 1711, S. 683.

  1. Ernestus Magdeburgensis atqve Alberstadensis Pontifex inter Germaniae Pontifices primas D(omini) Ernesti Saxoniae Ducis Romaniqve Imperii Ensiferi1) filius aedem Alberstadensem qva precantium vota rite susciperentur Divo Stephano protomartyri Divo Laurentio Martyri Sixto Papae Divae Magdalenae poenitenti suis sacratis manibus dedicavit

Übersetzung:

Ernst, Magdeburgischer und Halberstädtischer Bischof, Primas unter den Bischöfen Deutschlands, des Herrn Ernst, Herzogs von Sachsen und Schwertträgers1) des Römischen Reiches, Sohn, hat die Halberstädter Kirche, wo die Wünsche der Betenden gehörig aufgenommen werden sollen, dem heiligen Protomärtyrer Stephanus, dem heiligen Märtyrer Laurentius, dem Papst Sixtus, der heiligen Büßerin Maria Magdalena, durch seine geheiligten Hände geweiht.

Kommentar

Ob die Inschrift ausgeführt wurde und genau so lautete, ist so ungewiß wie ihr Standort. Der Text könnte durchaus verkürzt wiedergegeben sein. Er wird eingeführt als „Inscriptio dedicationis Ecclesiae Halberstadensis“. Mißtrauen erregen die ungenauen Titulaturen und die verwendete ungewöhnliche Bezeichnung „pontifex“, wenn letztere nicht wie das Wort ensifer – bewußt antikisierend gebraucht – humanistische Einflüsse deutlich werden läßt.2) Eine zeitgenössische Aufzeichnung über eine Altarweihe am selben Tag ist trotz ihres fragmentarischen Zustands zwar präziser hinsichtlich des Weihedatums, aber nicht bezüglich der Titulaturen des Ernst von Sachsen.3) Diese Aufzeichnung wurde im Dezember 1864 in einem Bleikasten voller Reliquien aus dem Hochaltar des Domes geborgen.4) Die Weihe des gotischen Halberstädter Doms durch den Magdeburger Erzbischof und Halberstädter Administrator Ernst von Sachsen fand demnach am 28. August 1491 statt. Es muß jedoch noch eine weitere Urkunde gegeben haben oder noch geben, die die Domweihe betrifft. Etliche Quellen berichten nämlich, daß Erzbischof Ernst mit der Weihe, die sie jedoch zu unterschiedlichen Jahren und Tagen setzen, auch den Gallustag weiter als Kirchweihfest bestätigt habe und das Grabdenkmal des Semeca (Nr. 114) habe erhöhen lassen.5)

Anmerkungen

  1. So für Erzmarschall.
  2. Freundlicher Hinweis von Dr. Harald Drös, Heidelberg.
  3. [.....] Dominice Nativitatis Mi[llesimo quadringente]simo nonagesimo p(rimo) / u(lti)ma die d(omi)nica [– – –] / mensis Augusti que erat dies s(an)cti Augustini / [– – –]inus [in] (Christo) p(ate)r ac illustrissimus pri[nceps] [– – –] /[– – –] ri[......] dei gracia Sancte Magdeburg(ensis) [ecclesie archiepiscopus primas Germanie et Halberstadensis administrator] / s(an)cto S[tephano .......] Halberstad(ensis) ec[clesie pa]/trono [conse]crauit A[ltare – – –] amen (Im eintausendsten fünfhundertsten einundneunzigsten Jahre der Geburt des Herrn am letzten Sonntag … des Monats August, der der Tag des Heiligen Augustinus war – – – der Vater in Christo und durchlauchtigste [Fürst – – –] von Gottes Gnaden der Magdeburgischen [Kirche Erzbischof, Primas Germaniae und Administrator von Halberstadt]) – – – den Altar – – – dem heiligen Stephan, dem Schutzherrn der Halberstädter Kirche geweiht. Amen) heißt es in der Aufzeichnung. Das war im Jahr 1491 der 28. August; vgl. auch Janke 2006, Nr. 30 S. 254. Die Fehlstellen des Textes wurden nach den Aufzeichnungen von Wilhelm Schatz, die im Halberstädter Domkalender auf das Jahr 1865 (erschienen 1866!) abgedruckt sind, soweit sie korrekt erschienen, ergänzt, abweichende Lesungen kommentarlos beibehalten. Die Weiheurkunde wurde im Dezember 1864 bei der Wiederherstellung des Hochaltars in einem Bleikasten gefunden; vgl. DKK 1866, S. 9 f.
  4. Janke 2006, Nr. 30 S. 253–256. Vgl. dazu jetzt auch Der heilige Schatz 2008, Nr. 1 S. 42 f. (Barbara Pregla).
  5. Vgl. Feuerbaum 1675, S. 84: zu 1490; Reimmann 1702, ohne Seitenzählung: zu 1490 VIII 14; Winnigstedt in Abel 1732, S. 366: zu 1490 VIII 18; Haber 1739, S. 10: zu 1490 VIII 14; Lentz 1749, S. 295 nach Meibom, Chronicon Magdeburgense: zu 1491 VIII 28, Sonntag nach Bartholomäi, 13. Sonntag nach Trinitatis; Abel 1754, S. 446, so geben Lentz und Meibom an, jedoch zum 28. VIII.; Niemann 1824, S. 17: zu 1491; Elis 1857, S. 32: zu 1491 VIII 28 „im Beisein der Äbte von Huysburg und Ilsenburg“; Elis 1859, S. 29: zu 1491 VIII 3; Lucanus 1866, S. 39: Hochaltarweihe 1491 (urkundlich); Elis 1883, S. 46 f.: zu 1491 VIII 28; DKK 1866, S. 9 f. zur Auffindung des Reliquienkästchens: zu 1491 VIII 3 (mit unkorrekter Transkription der Urkunde); Zschiesche 1895, S. 135: zu 1491 „im Beisein der Äbte von Huysburg und Ilsenburg“; Hermes 1896, S. 40: zu 1491 VIII 28; BKD, S. 236: zu 1490 VIII 28; Boettcher 1913, S. 331: zu 1491 VIII 28 (Huysburg, Ilsenburg); Doering 1927, S. 39 und Giesau 1929, S. 12, 54: zu 1491 VIII 28; Hinz 1964, S. 42: zu 1491.

Nachweise

  1. Block, Excerpta ex collectaneis poeticis, in: Leibniz 1711, S. 683.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 113† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0011301.