Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 239 Weiler (Gem. Keltern), ev. Pfarrkirche 1571
Beschreibung
Epitaph für Veit Schöner von Straubenhardt und seine Ehefrauen Amalia geborene von Reischach und Anna geborene von Gültlingen. Im Turmchor der Kirche an der Nordwand. Dreizoniges Denkmal aus grauem Sandstein: Vollwappen der Verstorbenen mit Jahreszahl im Giebel, darunter Ganzfiguren des Ritters und seiner Ehefrauen; links oben Bibelspruch (A), Grabschriften in der Sockelzone (B).
Maße: H. 286, B. 153, Bu. 3,5–4 (A), 3 (B) cm.
Schriftart(en): Inschriften-Fraktur (A), Kapitalis (B).
· 15 71 ·
- A
Ich wais, dz mein erlesser lebtt / Der mich von dem todt vffer=/wecktt1)
- B
ANNO · 15〈 〉 DEN · / 〈 〉 · STARB · DIE · / EDEL · VND · TVGENT·/SAM · FRAW · AMAL=/LyA · SCHÖNERIN·/ EIN · GEBORNE · VON ·/REISCHACH · DEREN · / GOT · GENEDIG · SEIN · WEL ·/· AMEN ·
ANO · 15〈 〉 · DE(N) ·/ 〈 〉 · STARB · DER · EDEL ·/ VND · VEST · VEIT · SC=/HÖNER · VON · STRAVBE(N)=/HART · ZV · WEILER / VND · CALDENTHAL / DEM · GOTT · GENED=/IG · SEIN · WELE ·/· AMEN ·
AN(N)O · 15〈 〉 · DEN ·/ 〈 〉 · STARB · DIE · EDEL · VND · TVGEN/SAM FRAW · ANNA ·/ SCHÖNERIN · EIN · GE=/BORNE · VON · GILTL=/INGEN · DEREN · GOT / GENEDIG · SEIN WEa) ·/· AMEN ·
Schöner von Straubenhardt, Reischach, Gültlingen. |
Textkritischer Apparat
- So! Zu ergänzen WEL oder WELE.
Anmerkungen
- Hiob 19, 25.
- Decker-Hauff, Schöner von Straubenhardt 126.
- ebd. – Decker-Hauff 127 nennt aus der Ehe mit Anna von Gültlingen zwischen 1560 und 1567 sieben Kinder; unter ihnen ist Sebastian († 1616), der eine Genealogie der Schöner von Straubenhardt verfaßte: Decker-Hauff 103.
- Vgl. nr. 233.
- Pfeilsticker 1573, 1605, 1620, 2655.
Nachweise
- KdmBaden IX 7, 254 (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 239 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0023901.
Kommentar
Das Denkmal zeigt in der Ausführung einige Besonderheiten: die Figur des Ritters und seiner zweiten Ehefrau sind aus einem Stein gearbeitet, die Figur der ersten Ehefrau ist separat aus einem Stein gehauen. Alle Todesdaten sind unaufgefüllt. Das befremdet insofern, als Amalia, die erste Ehefrau Veit Schöners von Straubenhardt, bereits um 1558 verstarb2. Es ist denkbar, daß nach ihrem Tode zunächst ein Grabmal für sie in Auftrag gegeben wurde, das später ‚erweitert‘ wurde. Das würde auch zu der unmotiviert wirkenden Anbringung des Bibelspruchs über dem Haupt der linken Figur passen, dem über dem Haupt der rechten Figur kein Pendant gegeben wurde, obwohl mehr Raum ist als links.
Zur Zeit der Ausführung des gesamten Denkmals waren Veit Schöner von Straubenhardt († 1592) und seine zweite Ehefrau Anna von Gültlingen († vor 8. 3. 1574) noch am Leben; das erklärt das Fehlen ihrer Todesdaten3. Veit Schöner war ein Sohn des Wilhelm Schöner von Straubenhardt und der Anna Kechler4. Er war württembergischer Obervogt in Neuenbürg bis zu seinem Tode und wird vorher mehrfach als Hauptmann, später als Obrist in württembergischen Diensten genannt5. Seine Belehnung mit der Burg Kaltental bei Stuttgart (1551) zusätzlich zu den Gütern in Schwann, Weiler und Rudmersbach war ihm offenbar so wichtig, daß sie als einziger Besitztitel in der Grabschrift erscheint.