Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 205 Tiefenbronn, kath. Pfarrkirche um 1550?

Beschreibung

Wappenfries im nördlichen Obergaden des Mittelschiffs. Angeordnet in zwei Reihen übereinander zu beiden Seiten (4 mal je 19 Wappen) eines großen Schutzmantelbildes, das noch aus dem 15. Jahrhundert stammte. Wappenschilde jeweils schräg nach rechts bzw. nach links zum Schutzmantelbild geneigt. Zwischen den beiden Wappenreihen die Beschriftung in zwei Zeilen. Der heutige Zustand nach der Aufdeckung 1891 und unsachgemäßer Restaurierung verdorben, der ursprüngliche Befund nicht mehr zu ermitteln. Schrift wohl ehemals gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/7]

Obere Reihe:

  1. · v(on) späth · v(on) halweil · vo(n) gundelsheim · von blancenstain · vo(n) sickingen· vo(n) sickingen · hainerich (ors)ig1) · von muellenheim · v(on) velberg · v(on) gültlingen · v(on) gültlingen · vo(n) sellenberg2) · vo(n) adelmannsfelden · hans von rietbvrg · gregorivs dvirmentz · bertolt vo(n) man(n)sberg · v(on) remchingen · vo(n) münchingen · vo(n) man(n)sberg · – Schutzmantelbild – ·v(on) schellenberg · von helmstat · von hans helmstat · oto eberhart vo(n) niberg · diether vo(n) gemige(n) · hans vo(n) niberg · merket3) vo(n) gomaringen · v(on) gem(m)inge(n) · vo(n) büchelshaußen4) · vo(n) ehingen · leutrum v(on) ertingen · v(on) gem(m)inge(n) · von sachsenheim · v(on) neyhaußen · von wehingen · marthn5)v(on) bach · v(on) bv̈chelshaußen · v(on) gomaringen · v(on) gundelsheim ·

Untere Reihe:

  1. · v(on) mentzingen · vo(n) caltenthal · von sandizell · von gemmingen · von gemmingen · von dettingen · der alt geltlin · v(on) neyhaußen · cleen vo(n) cleebronn · von frowenberg · maiser v(on) berg · maiser v(on) berg · v(on) rietburg · marklin maiser · hainrich von dvirmentz · v(on) schellenberg · renhart v(on) remchingen · haintz v(on) mvinchingen · v(on) man(n)sberg. – Schutzmantelbild – · vo(n) adelmannsfelden · vom stain · conrat vom stain · wolf vom stain · o(biit) hans vom stain · o(biit) iacob vom stain · hans vo(n) wvnestain · ital wo(l)f vom stain · wolf vo(n) stain · gotfrid vo(n) cleen · vo(n) mvinchingen · vo(n) mvinchingen · von frowenberg · wolf von owe · hans maisr v(on) maiser · vo(n) riexingen · von gemmingen · v(on) hattstat · v(on) blancenstain ·

Kommentar

Der Wappenfries ist 1891 auf Privatinitiative freigelegt und unsachgemäß restauriert worden6. Einige Beischriften wurden bei einer erneuten Restauration nochmals verändert und ‚verbessert‘. Die Trennung der einzelnen Wappenbeischriften jetzt nur durch paragraphenförmige Punkte. Die Schrift ist neuzeitlich; wie weit die Beischriften auf den alten Bestand zurückgreifen, läßt sich nicht feststellen. Befremdlich sind gelegentliche Beifügungen von o(biit) (untere Reihe), während die Beifügung des Vornamens zu einem Familienwappen auch bei anderen Wappenfriesen zu beobachten ist7. Unklar bleibt, ob es sich ursprünglich um einen Fries von Stifterwappen gehandelt hat, oder ob den Wappendarstellungen ein genealogisches Interesse der Familie von Gemmingen zugrundelag. Letzteres wäre aber für einen sakralen Raum ungewöhnlich8.

Anmerkungen

  1. Befund so (mit Klammer), Bedeutung unklar.
  2. Schellenberg?
  3. So der heutige Befund.
  4. Bichishausen?
  5. Sicher ursprünglich martyn.
  6. KdmBaden IX 7, 215f.
  7. Vgl. den Wappenfries in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg DI. XII (Heidelberg) nr. 98 mit 35 Wappen neben bzw. unter einer Mariendarstellung. Die Beischriften lassen noch erkennen, daß meist der Name mit Vorname das Wappen bezeichnete, gelegentlich aber auch nur der Geschlechtsname hinzugefügt war. – Vgl. auch DI. IV (Wimpfen) nr. 291 und den Wappenfries in der Klosterkirche Maulbronn nr. 41.
  8. Piccard, Magdalenenaltar 63 nimmt genealogische Interessen an. Möglicherweise sind bei den Wappendarstellungen auch Familienmitglieder berücksichtigt worden, die bereits in der Vergangeneheit durch Stiftungen für die Tiefenbronner Kirche hervorgetreten waren. Das könnte die große Zahl der Wappen erklären.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 7, 215f.
  2. Rott (1925) S. 108.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 205 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0020508.