Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 107 Lienzingen (Stadt Mühlacker), Frauenkirche 1476?
Beschreibung
Schlußsteine im Chorgewölbe der Kirche. Neben den skulptierten Steinen mit Heiligenfiguren einfache Steine in Schildform mit Wappen und Inschriften. Die farbige Fassung nach einer Restaurierung ist neueren Datums. Drei Schlußsteine tragen Inschriften (A–C), ein weiterer Stz. nr. 5.
Maße: H. ca. 45–50, B. ca. 50–55, Bu. ca. 3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
Jacob wind/ysen schult/heiß.a)
- B
der erwirdig her apt zu mu[. . . .]b)
- C
jerg / doch / scherer
Textkritischer Apparat
- OABMaulbronn 254 und Paulus, Neckarkreis 428 lesen windofen, Schahl, Neckarschwaben 271 überliefert als Namen Windeisen.
- zu ergänzen mulbrun.
Anmerkungen
- Vgl. nr. 115.
Nachweise
- OABMaulbronn 254.
- Paulus, Neckarkreis 428.
- Schahl, Neckarschwaben 271.
- Frauenkirche Lienzingen 1482–1982 (Mühlacker 1982).
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 107 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0010707.
Kommentar
Der Schlußstein mit Steinmetzzeichen trägt das Zeichen zweimal, außerdem das Wappen des Jakob Windeisen, das auch (halb zerstört) an der Sakramentsnische der Frauenkirche mit der Jahreszahl 1481 wiederkehrt. Das berechtigt dazu, dem Schultheiß Jakob Windeisen einen erheblichen Anteil an der Errichtung der Frauenkirche zuzusprechen. Kloster Maulbronn hatte seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts Besitzrechte in Lienzingen an sich gebracht.
Die Schrift ist an einigen Stellen durch die Restaurierung entstellt (zweibauchiges E am Beginn des zweiten Wortes von B!), hat aber im Ganzen durchaus den Charakter einer Minuskelschrift des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Die Datierung auf 1476 stützt sich auf eine am Nordportal des Langhauses eingemeißelte Jahreszahl; die Bauzeit dauerte bis 1482, mit diesem Jahr kehrt das Stz. nr. 5 auch an der Kanzel wieder1.