Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 3 Maulbronn, Kloster 1201
Beschreibung
Bauinschrift an der Westseite des Klostergebäudes in der Fortsetzung des Paradieses, Lisenenbasis rechts vom heutigen Klostereingang. Werkstück aus rotem Sandstein. Rechts neben der Inschrift Stz. nr. 2.
Maße: H. (des Werkstücks) 14, B. 96, Bu. 3 cm.
Schriftart(en): Romanische Majuskel.
ANNO · AB · I(N)CARNACIONE · D(OMI)NJ · M · CC · I
Anmerkungen
- Kloos, Epigraphik 62f.
- Vgl. RDK. II (1948) 38 (Abb.). – Dehio-Piel 162.
- Decker-Hauff, Stuttgart 105 (Abb.).
- A. Klemm, Lit. Beilage des Staatsanzeigers f. Württemberg 1875, S. 88.
Nachweise
- Jenisch 120.
- OABMaulbronn 151.
- Paulus, Maulbronn 2(1884) 25.
- Dörrenberg, Maulbronn 11.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 3 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0000304.
Kommentar
Die sehr feinstrichig eingemeißelte Schrift steht noch ganz in der Tradition der romanischen Majuskel. Als unziale Buchstabenform tritt einmal N (neben vier kapitalen Formen) auf. Das unziale M als Zahlzeichen muß unbeachtet bleiben, weil für Zahlzeichen ohnehin bevorzugt (zur Unterscheidung?) die Unzialbuchstaben verwendet wurden1. A hat zweimal einen etwas schräg gestellten linken Schaft, der am Ende eingerollt ist, geraden Querstrich und immer einen langen Deckbalken. R und J sind unten eingerollt, I mit Knoten in Schaftmitte. Kürzungen durch Siculus.
Datierte Bauinschriften vor dem Anfang des 13. Jahrhunderts sind selten im Original überliefert, weil Veränderungen am Bau in späterer Zeit die meisten zerstört haben. Im Bereich von Baden-Württemberg sind zu nennen die Bauinschrift des Jahres 984 an der evangelischen Pfarrkirche von Gingen an der Fils (Echtheit nicht unbestritten)2, die Bauinschrift der ehemaligen Schloßkapelle auf dem Wirtenberg in Stuttgart-Rotenberg aus dem Jahre 10833 und eine Inschrift an der evangelischen Kirche in Rötenberg (Gem. Aichhalden, Kr. Rottweil) aus dem Jahre 11284. Der Maulbronner Inschrift kommt daher baugeschichtlich wie schriftgeschichtlich besondere Bedeutung zu; sie bezeichnet den Beginn der Arbeiten an den spätromanischen Konventsbauten.