Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 361 Maulbronn, Klosterkirche 1625

Beschreibung

Grabstein des Abtes Melchior Volz (Volcius). Im Langhaus der Kirche, 4. Kapelle der Südseite, Westwand. In der Kapelle erst seit wenigen Jahrzehnten aufgestellt, noch um 1920 zerbrochen magaziniert. Platte aus rotem Sandstein mit leicht vertieftem Feld und Rahmenprofil; oben Medaillon in Lorbeerkranz, darin Wappen mit Helmzier, unten Inschrifttafel. Stein oberhalb der Mitte quer gebrochen (zwei Zeilen Schriftverlust), weitere Brüche im unteren Teil. Wappen und Name sind getilgt. Unten Stz. nr. 21 und M G.

Maße: H. 176, B. 97, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [ANNO DOMINI] M.D.C.XXV. DIE IX. DECEMBRIS]/a) OBIIT [. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CL]A=/RISS(IMUS) VIR. D(OMINUS) [MELCHIOR V]OLCI(US)/MONASTERII HUIUS ABBAS DI=/GNISSIM(US) DE REPUB(LICA) WIRTEMB(ERGICA)/ OPTIME MERIT(US) ANNO AETAT(IS) 63./ POSTQUAM SCHOLIS ET ECCLE=/SIIS COMMUNI ITEM PATRIAE PER/ MULTOS ANNOS SUMMA CUM/LAUDE FIDEUSSIMEb) INSERVIISSET./CUIUS MEMORIA SIT IN BENEDICTI=/ONE: ANIMA VERA EST IN MANU DEI./ ET CORPUS HIC POSTIUM GLORIOSE / OLIM CUM OMNIBUS SANCTIS RE=/SUSCITABITUR AMEN

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1625 am 9. Dezember starb . . . . . . . . der hochberühmte Mann, Herr Melchior Volz, würdigster Abt dieses Klosters und hochverdient um den württembergischen Staat, im 63. Jahr seines Alters, nachdem er Schulen und Kirchen wie dem Gemeinwesen des Vaterlandes mit höchstem Lob treugehorsam gedient hatte. Sein Andenken sei in Ehren; seine Seele aber ist in Gottes Hand1 und sein hier bestatteter Körper wird einst glorreich mit allen Heiligen auferweckt werden. Amen.

Wappen:
Volz.

Kommentar

Die Zuweisung des Steines ist mit Hilfe der noch erhaltenen Endung des Namens möglich: Volz war evangelischer Abt in Maulbronn seit 1619, Rat des Herzogs von Württemberg und Generalsuperintendent2. Eine ausführliche Vita ist überliefert mit der Abschrift eines (Holz?)-Epitaphs, das die Witwe des Verstorbenen für ihn errichten ließ3. Die Tilgung von Namen und Wappen dürfte auf die Zeit der katholischen Restauration im 30jährigen Krieg zurückgehen; man bemühte sich darum, das Andenken an einen (hochverdienten!) evangelischen Abt im wahrsten Sinne des Wortes auszulöschen4. – Die Schrift steht enggedrängt, fast keine Worttrennung. Steinmetzzeichen und Monogramm begegnen 1621 auch in Diefenbach5.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach üblichem Formular.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. Vgl. Sap. 3, 1–3.
  2. Vgl. Pfeilsticker 3449 mit weiteren Nachweisen. Für freundliche Unterstützung danke ich Herrn Dr. E. Volz-Lingen.
  3. Vgl. die folgende nr. 362. – Zum Wappen vgl. Alberti II 938.
  4. Entsprechend verfuhr man bei dem Grabstein des Abtes Christoph Binder, vgl. nr. 335. Bei den Chronisten des 18. Jahrhunderts fehlen Aufzeichnungen beider Grabsteine; sie werden auch in der späteren Literatur (Klunzinger, Paulus) nicht erwähnt. Möglicherweise waren sie aus der Kirche entfernt und abgestellt worden.
  5. Vgl. nr. 351.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 361 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0036101.