Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 346 Mühlhausen (Stadt Mühlacker), ev. Pfarrkirche 1619

Beschreibung

Grabdenkmal der Eheleute Gottfried Thumb von Neuburg und Rosalie geborene von Stettenberg. Im Innern des Langhauses an der Nordwand. Vielteiliges Denkmal aus weißem und gelbem Sandstein; unten fast vollplastisch ausgeführte Figuren der Verstorbenen in Doppelnische. Ahnenprobe auf den Pilastern mit Beischriften. Die Sockelzone des Denkmals mit den Grabschriften ist verloren. In der Bekrönung drei Reliefs (Auferstehung, Himmelfahrt, Pfingsten), flankiert von Hermen. Ganz oben Medaillon mit Wappen. Das Denkmal zeigt erhebliche Beschädigungen und Flickstellen, die auf eine Demolierung und Neuzusammenstellung hindeuten.

Maße: H. ca. 600, B. 240, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

Wappen (Bekrönung): Stettenberg.

       
Thumen Kalte(n)tal Stete(n)berg
Megetzheim Ellerbach Heideck
Weyßer Gießen Siesen v(on) Mambor
Stein Bappenhei(m) Sche(n)k v(on) Limpurg

Kommentar

Die mütterliche Ahnenprobe der Ehefrau ist nicht ausgeführt worden; die Wappenschilde sind nicht reliefiert, die Spruchbänder ohne Inschriften.

Gottfried Thumb von Neuburg, ein Sohn der Eheleute Friedrich Thumb von Neuburg und Agatha geborene von Kaltental1, wird 1599 als Schultheiß von Mühlhausen genannt2.

Das Denkmal ist in seinem jetzigen Zustand mit Sicherheit entstellt. Der Aufbau in fünf Zonen (ohne die fehlende Sockelzone!) ist unorganisch, dem bekrönenden Wappen Stettenberg müßte ein Bekrönungswappen Thumb entsprechen. Da für das Denkmal der Agatha Thumb von Neuburg ebenfalls eine Zerstörung des originalen Zustandes anzunehmen ist, können auch Teile der Denkmäler vertauscht worden sein; denkbar ist auch das ehemalige Vorhandensein eines dritten Denkmals, das nicht mehr zusammengesetzt werden konnte, dessen Einzelteile aber mit ‚verbaut‘ wurden.

Die Entstehung des Grabdenkmals in der Werkstatt des Jakob Müller in Heilbronn3 ist nicht gesichert; Jakob Müller starb 1611, das Denkmal wurde also entweder vor dem Tode des Ehepaares in Auftrag gegeben oder es ist eine Werkstattarbeit, die nach dem Tode des Meisters ausgeführt wurde. Vermutlich kommt jedoch eher der Umkreis des Jeremias Schwarz in Leonberg in Betracht. Eine schlüssige Zuweisung ist vorläufig nicht möglich.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 284 (1597).
  2. Pfeilsticker 3004.
  3. Fleischhauer, Renaissance 360f.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 346 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0034604.