Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 343 Neuhausen, Sebastianskapelle 1619

Beschreibung

Epitaph für den Schultheiß Sebastian Bogner. Im Langhaus innen. Bildepitaph mit Holzrahmung. In der Giebelzone Darstellung der Trinität als dreiköpfige Halbfigur, auf der Brust Dreiecksfigur mit Inschrift (A). In der Gebälkzone darunter Bibelspruch (B). Tafelbild mit Auferstehung, darunter Inschrift (C). In der Predalla kniend die Angehörigen der Familie Bogner mit Beischriften (D). In der Konsole die Grabschrift (E). Schriften schwarz auf weiß bzw. blau auf weiß. 1958 restauriert.

Maße: H. ca. 200, B. ca. 110, Bu. 0,6 (A), 2 (B), 1,5–3 (C), 0,5–1 (D), 1,5–2,4 (E) cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A, C), Inschriften-Fraktur (B, D, E).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    (Mittelkreis, umgeben von drei anderen Kreisen gleicher Größe, darin die Inschriften:)
    DEUS PATER FILIUS SPIRIT(VS) SANCTVS
    (Bänder, die alle 4 Kreise untereinander verbinden, darin die Inschriften:)
    EST EST EST NON EST NON EST NON EST

Das ergibt als Text: Pater est Deus, Filius est Deus, Spiritus sanctus est Deus und Pater non est Filius, Filius non est Spiritus sanctus, Spiritus sanctus non est Pater1.

  1. B

    Gleich wie Christus ist Aufferwekht von den todten Durch die herrligkeit senesa) Vaters / Also sollen auch wir in einem newen Leben wandlen Römer am 6. Cap.2)

  2. C

    RESRRECTIOb) CHRISTI. MAR(TE) VLTIMO

Übersetzung:

Auferstehung Christi am 31. März.

  1. D

    Abraham Jüng Hanß Wendel Hanß Bastain Michel Mathias Sebastian Bogner Elisabeth Margreta Madalena Anna Catherina Apollonia Dorothea Anna Agnesc)

  2. E

    Anno .1619. Den .12. tag FEBRVARII ist in got sel(iglich)/ Entschlafen der Ehrnvest fürnem Herr. Seba/stian Bogner, Schultheiß 〈 〉 Jar Newhaüße(n) /Seines alters .82. iar dem gott der Allmechtig ein / fröliche Aüfferstehüng Verleihen vnd geben wolle. Amen.

Kommentar

Das an sich handwerklich ausgeführte Bildepitaph zeigt in seinem theologischen Gehalt einige bemerkenswerte Aspekte: in der Giebelzone die sozusagen verdoppelte Trinitätsdarstellung, einmal als sog. Dreikopfgottheit3, zum anderen in dem geometrischen Trinitätssymbol mit den Inschriften, die diese Dreikopfgottheit auf der Brust trägt4. Die Darstellung der Dreikopfgottheit ist stark von magischen Elementen beeinflußt, sie wurde daher 1628 von Papst Urban VIII. als unwürdig für christliche Kunstwerke und Räume verboten5. Umso bemerkenswerter ist ihre Verbindung mit dem (Dreieck und Kreis zusammenfassenden) geometrischen Dreifaltigkeitssymbol, das alter christlicher Tradition entspringt6. Die Auferstehungszene im Mittelteil zeigt den persönlichen Bezug in der Gestalt des Verstorbenen als schlafenden Wächter am Grab, einen Bogen – sozusagen als Ersatz für ein (redendes) Wappen – in der Hand. Der persönliche Bezug spricht auch aus der Unterschrift: Ostern fiel 1619 auf den 31. März.

Das Epitaph wurde 1958 gründlich restauriert, die Farbgebung erneuert, Teile des Rahmens sind ergänzt7.

Textkritischer Apparat

  1. So statt seines.
  2. So statt RESVRRECTIO.
  3. Die Namen Hans, Michel, Sebastian Bogner, Madalena, Anna, Anna und Agnes sind durch übermalte rote bzw. schwarze Kreuzchen als verstorben gekennzeichnet.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu RDK IV 417 mit der dort angegebenen Literatur.
  2. Röm. 6, 4.
  3. RDK. IV 502 (Begriff, Herkunft) mit ausführlicher Literatur.
  4. RDK. IV 414 (Dreifaltigkeit), insbes. 415ff. (Symbole).
  5. RDK. IV 507.
  6. Vgl. J. J. M. Timmers, Symboliek en iconographie der christelijke Kunst, Roermond, – Masseick 1947, nr. 60.
  7. H. Niester, in: NachrichtenblattDenkmalpflege 1 (1958) 48ff.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 7, 163.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 343 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0034303.