Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 330 Dürrmenz (Stadt Mühlacker), ev. Pfarrkirche 1614/16

Beschreibung

Bauinschriften an Ausstattungsteilen der Kirche.

A. Empore an der Eingangsseite, 3. Stütze von links. Holz, Inschrift geschnitzt.

Maße: H. 233, B. (Dm.) 27,5, Bu. 3–3,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. 1.614. / IERG HA . . .

Der Name ist rechts durch Abarbeitung zerstört. Die Säulen der Empore stehen nicht mehr im ursprünglichen Bauverband, weil die Empore (ursprünglich längs im Schiff) bei einem Umbau an die Eingangsseite verlegt wurde. Dabei wurden die holzgeschnitzten Emporensäulen zwar wiederverwendet, aber auch beschnitten bzw. ausgesondert. Eine zweite Inschrift an einer Emporensäule aus demselben Jahr ist heute nicht mehr auffindbar1.

Wortlaut nach Paulus, Neckarkreis.

  1. JERG MAYR ZIMMERMANN 1614

B. Steinsäule, heute am Windfang der Eingangstür zur Empore (neu). Zusammengesetzt aus zwei ursprünglich in anderen Zusammenhang gehörigen Teilen: Sockel aus rotem Sandstein, hellgelb gefaßt, Kapitell aus weißem (?) Sandstein, ebenfalls hellgelb gefaßt.

Maße: H. 31, Dm. 45, Bu. 3–3,5 cm (Sockel). – H. 30, B. 30, Bu. 3,5 cm (Kapitell).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sockel

  1. GOT · ALEIN · DIE /EHR · 16·16

Kapitell

  1. M(AGISTER) IOH(ANNES) / BECKH / VAYH(INGENSIS) 1614

Kommentar

Der Sockel dieser Säule war ursprünglich der Kanzelsockel2. Für das Kapitell ist die ursprüngliche Bestimmung fraglich; gegen Verwendung an der Kanzel spricht das Datum, gegen Verwendung an einer der Emporensäulen das Material; sie waren aus Holz. Denkbar wäre allerdings eine einzelne steinerne (Mittel)-säule, die durch das andersartige Material und eine aufwendigere Inschrift (Nennung des Pfarrers?) hervorgehoben war3. Die Kirche zeigt an verschiedenen Bauteilen noch Bauzahlen (1585, 1612, 1650), die aber durch spätere Umbauten transloziert sind, bzw. später eingemeißelt wurden. Aus einer (kaum wörtlich, sondern nur inhaltlich) überlieferten Bauinschrift geht hervor, daß die Kirche 1614 aus Holz errichtet wurde, sich aber alsbald senkte und daher baufällig wurde. Ein Neubau wurde erst nach dem 30-jährigen Krieg möglich. Ob dieser Kirchenbau wirklich ein völliger Neubau war, in den nur Bauteile des spätgotischen Baues (aus Stein, Jahreszahl 1585 im Türgewände) übernommen wurden oder ob 1614 und 1650 nicht nur durchgreifende Umbauten stattgefunden haben, ist heute nicht mehr festzustellen4.

Anmerkungen

  1. Paulus, Neckarkreis 424.
  2. OABMaulbronn 206.
  3. Zunächst würde man die Nennung des Pfarrers eher an der Kanzel erwarten; dagegen spricht aber das Datum 1614.
  4. Die Nachricht über den Bau von 1650 bei OABMaulbronn 206 als ‚an der Wand‘ nachgewiesen. Vermutlich ein geschriebenes Blatt mit der Baunachricht. Schahl, Neckarschwaben betrachtet die dokumentierten Bauzahlen 1614 und 1650 offenbar auch nur als Nachweis von Umbauten.

Nachweise

  1. OABMaulbronn 206.
  2. Paulus, Neckarkreis 424.
  3. Schahl, Neckarschwaben 274.
  4. Ortsbuch Dürrmenz-Mühlacker 117.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 330 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0033006.