Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 311 Mühlacker, Heimatmuseum (Kelter) 1604

Beschreibung

Markstein, sog. Herzogstein. Früherer Standort im Enzvorland auf einer Wiese in Richtung Enzberg. Pfeiler auf quadratischem Grundriß aus gelbem Maulbronner Schilfsandstein, nach oben zu leicht verjüngt. Ein ursprünglich vorhandener Aufsatz mit Bekrönung (Kugel oder Zapfen) heute zerstört. Auf der Vorderseite in vertieftem Feld Schriftblock (16-zeilig), darunter neuere Register-Nr. Die Rückseite ebenso bearbeitet, Feld leer, darunter die Jahreszahl, Register-Nr. Auf den beiden Seiten jeweils Wappen.

Maße: H. 237, B. 68,5, T. 63,5, Bu. 2,6 cm.

Schriftart(en): Inschriften-Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Auff den 15. Martij / Anno 1604. hat der Durch=/leüchtig Hochgeborn Fürst / vnnd Herr, Herr Friderich / Hertzog zu Würtemberg / vnd Teckh Graue zu Mümp=/ pelgart Her zu Heidenheim / Ritter beider Konigclichen / Orden in Franckhreich vnd / Engelland ec: eine Raiß / auff der Grenitz vmb das gan=/tze Her[tzo]gthumb Würtem=/berg bey disem Stain ange=/fangen, Vnd den 14. Aprilis / gemelts Jhars, durch Gottes / [gnedige hilff wiede=/]rumb alda / [geendet.]W : N . 183

  2. B

    16 14 B 183

Wappen:
Herzogtum Württemberg (geviert).

Kommentar

Der Stein ist nicht im engeren Sinne als Grenzstein anzusehen, obwohl seine Stellung und die aus späterer Zeit stammenden Register-Nummern (W = Württemberg, B = Baden) das vermuten lassen könnten1. Er ist ein Gedenkstein zur Erinnerung an eine einmalige Grenzbereisung Herzog Friedrichs I. von Württemberg (1593–1608), deren Beginn und Ende2. Seine auffallende Form und der hervorragende Standort machten spätestens seit dem 18. Jahrhundert die gleichzeitige Bedeutung als Markstein, also Grenzstein naheliegend, obwohl das badische Wappen auf der Rückseite niemals nachgemeißelt wurde3.

Anmerkungen

  1. Ortsbuch Dürrmenz-Mühlacker S. 12f. und Abb. nach S. 16.
  2. Dazu Ch. F. Sattler, Geschichte des Herzogthums Würtenberg unter der Regierung der Herzogen Bd. 5 (1772) 255: „dise Anstalt (Grenzbegehung) war ihm so angelegen, dass er im folgenden Jahr selbsten alle Gränzen seines Herzogthums umritte und solche Gränzbeschauung ausführlich beschreiben ließ“.
  3. Ortsbuch Dürrmenz-Mühlacker a. a. O. zitiert das Weidlagerbuch von 1715, in dem der Herzogstein auf Bl. 49 bereits als Markstein aufgeführt wird, allerdings noch mit einer Register-Nummer, die nicht der eingemeißelten entspricht.

Nachweise

  1. Ortsbuch Dürrmenz-Mühlacker a. a. O.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 311 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0031101.