Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 303 Stein (Gem. Königsbach-Stein), ev. Pfarrkirche 1602

Beschreibung

Epitaph der Eheleute Balthasar Burckard und Anna Burckard geborene Cleß. Im Langhaus der Kirche an der Südwand. Bildepitpah in 3-teiligem Aufbau. In der Gebälkzone Bibelspruch (A), im Bildfeld Gemälde des Weltgerichts, darunter die Familie des Verstorbenen im Gebetsgestus; verstorbene Angehörige durch Kreuzchen über den Häuptern gekennzeichnet. In der Sockelzone Grabschrift (B), zweispaltig jeweils 10-zeiliger Block), die beiden letzten Zeilen durchlaufend. Holz, bemalt (restauriert).

Maße: H. 258, B. 150, Bu. 2,8 (A), 1,8 (B) cm.

Schriftart(en): Inschriften-Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    Vnßer Bürgerschafft ist im Himmel von danen wir auch warten deß Haylandts / Jesu Christi, deß Herrn, wölcher vnßern nichtigen Leib verkleren würdt, das er / ähnlich werde seinem verklerten Leibe, nach der wirkung, damit er kan auch / alle ding ihm vnderthenig machen. – philip : 3 Capi:1)

  2. B

    Im Jar nach Christi geburt, 1601, denn / 22 Nouemb(ris), ist in Christo verschiden, vnd / hiebey begraben, der Ehrwürdig vnd wolge=/lehrt Baltasar Burckard, von der Aw, Kön=/igshoffer Ampts, des Stiffts Würtzburg, in / Franckhen, seines Alters 56 Jar, alß er 33 / Jar Ettlichen Kirchen dises Fürstentumbs, alß / Liebenzell, Weyller, Lüdelßheim, Pfortzheim im / Sspital vnd sonderlich alhieigen zur Mar=/cktstein, 18 ½ Jar gedienet·/

    Eben in demselben Jar, denn 6 tag her=/nach, nemlich den 28 Nouember, ist auch / Seliglich entschlaffen, vnd hie begraben / Anna Cleßin, sein Balth(asar) Burckh(ards) Selig / haußfraw, deß alten Martin Clessen Selig / würtenbergischen Pfarhers, damahlen zu / Geppingen, Ehliche hinderlaßne Dochter, / Ihre alters 63 Jar, alß sie mit Irem/ hern 32 Jar wol Haußgehalten, vnd/Ime hie verzaichnete Kinder geboren /

    Welchen beiden, sampt allen Rechtgelaübigen, der Aallmechtig Gott, an Jenem tag, / ein fröliche vffersteung gnediglich verleihen würdt· Amen·

Im Bildfeld rechts unten früher die Künstlersignatur in Kapitalis:

  1. BEAT(VS) IVNGER PINXIT. A(nn)o 1602.2)

Kommentar

Das Epitaph des 1543 in Au bei Königshofen im Grabfeldgau (Unterfranken) geborenen Pfarrers ist eines der im Bearbeitungsgebiet eher seltenen Bildepitaphien3. Balthasar Burckard war in den Orten Liebenzell, Weiler, Liedolsheim, am Waisenhaus in Pforzheim und in Stein als Pfarrer tätig; seine Frau stammte aus einem württembergischen Pfarrergeschlecht4. Burckard war Mitunterzeichner der Konkordienformel von 1577. Die Übernahme des im württembergischen Bereich weitaus stärker verbreiteten Typus des gemalten Bildepitaphs dürfte sich aus diesen Beziehungen erklären5. – Marcktstein ist gleichbedeutend mit dem Ortsnamen Stein.

Anmerkungen

  1. Phil. 3, 20–21.
  2. KdmBaden IX 1, 152. – Heute nicht mehr sichtbar.
  3. Vgl. nr. 327 (1614) und nr. 343 (1619) aus Neuhausen.
  4. Vgl. Neu, Pfarrerbuch II 88. – Pfeilsticker Register 55 (zur Familie Cleß).
  5. Dazu Fleischhauer, Renaissance 112ff.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 1, 151f. (Abb.).
  2. Feigenbutz, Kraichgau 32.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 303 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0030309.