Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 252 Mönsheim, Schloß Obermönsheim nach 1584

Beschreibung

Gedenkstein für den Wormser Bischof Reinhard von Rüppurr. Innen in der Umfassungsmauer des Schloßgrundstücks. Früher etwa 500 m vom Schloß entfernt im Garten bei der „Herrenbuche“. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein; im oberen Drittel Hauptwappen (geviert), umgeben von 4 Eckwappen mit Helmzieren, darunter Inschrifttafel (A), 9-zeilig beschriftet; kleine Tabula ansata (B).

Maße: H. 226, B. 122, Bu. 4,5 (A), 5 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    R(EVERENDO) IN CHR(ISTO) P(ATRI) ETa) D(OMINO) REYNARDO A. RIE/PVR · POST · EPISCOPATVM · WORM/ATIENS(E) FOEL(ICITER) ADMINISTRATVM/ CORPVS WORMATIAE · COR· ET · VI/TALIAb) · APVD · SVOS · NEPOTES · PATRVO / RELIGIOSE HIC POSVERE / PRAESEDIT · ANN(OS) XXIX · MENS(ES) / VIII · D(IES) · XX · OBIIT ANNO CHRI/STI · MDXXXIII · XIII CAL(ENDAS) · MAI

  2. B

    VIXIT AN(NOS) / LXXXVc)

Übersetzung:

Dem in Christus ehrwürdigen Vater und Herrn Reinhard von Rüppurr; nach seiner segensreichen Verwaltung des Wormser Bistums ruht sein Leib in Worms, Herz und Eingeweide bei den Seinen. Hier setzten die Neffen dem Oheim fromm (dies Denkmal). Er regierte 29 Jahre 8 Monate, 20 Tage. Er starb im Jahr Christi 1533 am 13. vor den Kalenden des Mai (April 19). – Er lebte 85 (!) Jahre.

Wappen:
1 und 4 Bistum Worms, 2 und 3 Rüppurr. Rüppurr, Itzlingen, Gültlingen, Dürrn.

Kommentar

Reinhard von Rüppurr war seit 1503 als Nachfolger des Johann von Dalberg Bischof von Worms1. Durch seine Parteinahme für Kurfürst Philipp von der Pfalz im pfalz-bayerischen Erbfolgekrieg 1503/1507 zog er sich die Gegnerschaft Kaiser Maximilians und die Reichsacht zu2. Er resignierte sein Amt 1523; nach seinem Tode wurde er im Wormser Dom beigesetzt, Herz und Eingeweide dagegen wurden in der Nikolauskirche in Rüppurr (Stadt Karlsruhe) bestattet3. Im Kloster Gottesau, der Familiengrablege der Rüppurr, erhielt er ein Epitaph4.

Die sprachliche Formulierung der Inschrift wirkt durch die starke Verkürzung unbeholfen. Der erste (unvollständige) Satz läßt sich als Widmung auffassen; vor Beginn des dritten würde man aber jedenfalls ein Verb (requiescit, positum est) erwarten. Das Fehlen des Objekts (lapidem, monumentum) ist in vergleichbaren Texten mehrfach zu belegen5.

Der Neffe des Bischofs, Batt von Rüppurr, erwarb Schloß Obermönsheim erst im Jahre 1584; damit ist ein terminus post quem für die Errichtung des Denkmals gegeben. Als Grund wird man einen gewissen Ahnenstolz annehmen dürfen, Repräsentationsbedürfnis, das gerade einem neuerworbenen Schloß sozusagen durch dieses Denkmal das Siegel des Familienbesitzes aufprägen wollte.

Textkritischer Apparat

  1. Die beiden Buchstaben versehentlich durch Punkt getrennt.
  2. Erstes A klein unter T gemeißelt. Ursprünglich Auslassung?
  3. Steinmetzfehler oder Fehler der Vorlage? Richtig LXXV.

Anmerkungen

  1. Biographische Daten bei Schannat I 423ff. – E. Schulz, in: Festschrift 200 Jahre Nikolauskirche Karlsruhe-Rüppurr. Karlsruhe Rüppur 1976, 21ff.
  2. Seine Bemühungen, im Streit mit der Stadt Worms um die Oberhoheit in der Stadt – bereits unter Johann von Dalberg virulent – die Huldigung der Bürger zu erreichen, führten erst 1520 zum Erfolg; da Reinhard von Rüppurr schon unter seinem Vorgänger Wortführer des Klerus gegen die Ansprüche der Stadt war, erklärt sich der langfristige Widerstand gegen seine Herrschaft; vgl. K. Morneweg, Johann von Dalberg. Heidelberg 1887, 271f.
  3. DI. XX (Großkreis Karlsruhe) nr. 166.
  4. Ebd. nr. 167.
  5. DI. XII (Heidelberg) nrr. 482, 488, 526, 527.

Nachweise

  1. OABLeonberg (1930) 929.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 252 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0025207.