Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 233 Weiler (Gem. Keltern), ev. Pfarrkirche 1569

Beschreibung

Grabdenkmal des Wilhelm Schöner von Straubenhardt und seiner Ehefrau Anna geborene Kechler von Schwandorf. Im Turmchor an der Nordwand. Vierteiliges Denkmal aus grauem Sandstein. Im Giebel Halbfigur eines Mannes mit Pferd, Vogel und Hund; Beischriften (A und B) auf Spruchbändern, dritte Beischrift (C) auf dem Gesims. Halbfiguren der Verstorbenen in Doppel-Ädikula, darunter zwei Vollwappen. Grabschrift (D) in zwei Blöcken in der Sockelzone.

Maße: H. 240, B. 112, Bu. 2,5 (A, B, C), 2,8 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    DAS ROS · / IST / ALT 34 IAR.

  2. B

    DER · H/VND · IST · AL/T · 15 · IAR

  3. C

    DER · VOGEL · HAT · 15 · MVS

  4. D

    ANNO · DO(M)I(N)I: 1569 · DEN / 20 · IANVARY · STARB / DER · EDELL · VND · VEST / WILHELM · SCHENER / VON · STRVBENHART / ZV · WEILER · DER · SEL / GOT · GNEDIG · VND / BARMHERTZIG · SEY / AMEN ·
    ANNO · DO(M)I(N)I : 1563 : DEN / 19 · NOVEMBRIS ·STARB / DIE · EDEL · VND · DVG=/ENTSAM · FRAV · ANNA / SCHENERIN · GERORNEa) / KECHLERIN VON / SCHWANDORFF · DER / SEL · GOT · GNEDIG · SEY / AMEN

Wappen:
Schöner von Straubenhardt, Kechler von Schwandorf.

Kommentar

Der Verstorbene war der zweite Sohn des Veit Schöner von Straubenhardt1, ein Bruder des 1544 verstorbenen Jerg Schöner von Straubenhardt2. Wie sein Vater Veit führte er das gevierte Wappen der Schöner von Straubenhardt (in 1 und 4 in Silber ein schwarzer Melkstuhl, in 2 und 3 Silber über Blau geteilt). Sein Sohn Veit ist ebenfalls in Weiler bestattet3.

Der Typus des Denkmals mit Halbfiguren der Verstorbenen in einer Arkade ist seit der Frührenaissance im deutschen Sprachgebiet zu beobachten; das früheste Beispiel ist das Denkmal des Arztes Adolf Occo im Augsburger Domkreuzgang4. Im weiteren Umkreis des Bearbeitungsgebietes sind zu nennen: das Grabmal für den badischen Kanzler Martin Achtsynit und seine beiden Frauen in der Pforzheimer Stiftskirche5, das Doppelepitaph für Wilhelm von Janowitz und seine Frau Anna von Sachsenheim in der Tübinger Stiftskirche6, Denkmal für Balthasar von Gültlingen und Ehefrau Agnes von Gemmingen in Berneck (Landkreis Calw), das fast gleichzeitig mit dem Straubenhardt-Denkmal entstanden sein muß7.

Die Tierfiguren in der Giebelzone (Pferd, Hund, Vogel) sind vermutlich als Jagdsymbole zu deuten; als Begleiter des Menschen sind ihnen ihre Lebensalter in den Spruchbändern beigegeben. Die Bezeichnung mvs hier für Mauser8.

Textkritischer Apparat

  1. So! Steinmetzfehler.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 189.
  2. Vgl. nr. 200.
  3. Vgl. nr. 239; zum Geschlecht Decker-Hauff, Schöner von Straubenhardt, passim. Zu berichtigen ist auf S. 125 die Angabe, Wilhelm Schöner von Straubenhardt sei 1550/51 gestorben und in Gräfenhausen beigesetzt worden.
  4. Vgl. G. Otto, Gregor Erhart, Berlin 1943, Abb. 87. – Vgl. auch DI. XVI (Mannheim-Sinsheim) nr. 121 aus dem Jahre 1555.
  5. Martin Achtsynit verstarb 1592, das Denkmal wurde aber bereits bei seinen Lebzeiten errichtet: KdmBaden IX 6, 142ff. (Abb.).
  6. Todesdaten 1553 bzw. 1562. – Zum Typus vgl. auch Fleischhauer, Renaissance 111 mit Nachweisen.
  7. Abbildung bei Fleischhauer, Renaissance Abb. 61; Todesjahre 1563 bzw. unbekannt.
  8. DWB. VI 1828 s. v. ‚mausern’.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 7, 253f.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 233 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0023302.