Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 188 Mühlhausen (Stadt Mühlacker), ev. Pfarrkirche (1526)

Beschreibung

Türflügel der Sakristeitür links vom Chorbogen. Dunkelbraun gebeiztes Fichtenholz, alte schmiedeeiserne Türbänder, altes Schloß. Im oberen Drittel der Tür reich verschlungenes Schriftband in Flachschnitzerei, Schrift schwarz nachgezogen. Unter dem Schriftband ein Wappen.

Maße: H. 192, B. 79, Bu. 4,3–4,6 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. SACRI/FI/CATE / SACRIFICIVM IVSTICIE PS 4 /1)

Wappen:
gespalten; rechts Doppelkreuz, links 3 Blumen auf Dreiberg, darunter Zirkel.

Kommentar

Die sehr sorgfältig eingeschnitzte Kapitalschrift ist schmal proportioniert, sie hat einmal rundbauchiges E, das letzte S ist retrograd, die 4 in gestürzter Form. Der Schriftcharakter ist eher dem einer Bastard-Kapitalis vergleichbar als dem einer klassischen Kapitalis; vergleichbar ist die 1514 datierte Schnitzinschrift unbekannter Herkunft im Heimatmuseum zu Mühlacker, die ebenfalls in einem vielfach verschlungenen Spruchband steht2. Andererseits ist auch die auf 1521 datierte Bauinschrift an der Pfisterei des Klosters Maulbronn ähnlich ausgestaltet, die in Verbindung steht mit einer Bauinschrift auf Stein am gleichen Gebäude, auf der das Steinmetzzeichen des Hans Wunderer eingehauen ist3. Da Hans Wunderer im Jahr 1526 als Baumeister an der Kirche zu Mühlhausen genannt ist, wird auch die Tür in diesem Jahr entstanden sein4. Das Wappen ist sicher kein persönliches Wappen, sondern vermutlich die Kombination eines geistlichen Wappens (Pfarrer?) mit dem des entwerfenden Künstlers (Zirkel!).

Anmerkungen

  1. Ps. 4, 6 .
  2. Vgl. nr. 168.
  3. Vgl. nr. 177.
  4. Vgl. nr. 187.

Nachweise

  1. Paulus, Neckarkreis 478.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 188 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0018802.