Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 184 Dürrmenz (Stadt Mühlacker), ev. Pfarrkirche 1524
Beschreibung
Grabstein des Pfarrers Stephan(us) Edelmann. Innen an der Westwand der Kirche. Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, in zwei Zeilen Fortsetzung im Mittelfeld. Darunter Kreuz und Kelch eingeritzt. Der Stein lag vermutlich früher im Bodenbelag der Kirche, stark abgetreten, obere Schriftleiste halb abgearbeitet. Verkehrt herum aufgestellt.
Maße: H. 182, B. 105, Bu. 8,5–9 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
Anno d(omi)ni m 5 2 4 o(biit) / venerabilis d(omi)n(u)s m(a)g(iste)r Steffanus Edelmann / [. . . . . . . . . . . . . . . . . . .] / d(omi)nica Exaudi c(uius) A(n)i(m)a r(e)q[uies]cat in pace // . . . Eueren[ dus]a) Decan(us) / Rvral(is) in pfunshe(m)b)
Datum: 8. Mai (?).
Textkritischer Apparat
- Buchstabenfolge Evere . . . (drei Hasten).
- Buchstabenfolge so, zu lesen Pforzheim.
Anmerkungen
- Toepke I 384; II 419. – Der Herkunftsname in der Matrikel in verschiedener Schreibweise.
- Vgl. dazu die Grabinschrift von 1504 in Lomersheim nr. 154.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 184 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0018404.
Kommentar
Stephanus Edelmann wurde 1486 an der Heidelberger Universität inskribiert, 1490 erwarb er den Magistergrad; sein Heimatort war Öwisheim1.
Die Inschrift bezeugt eine gewisse Unvertrautheit mit dem üblichen Formular: sie beginnt – wenn man die Ritzzeichnung von Kreuz und Kelch und die Zeilen im Mittelfeld als Orientierung setzt – auf der unteren Querleiste. Die Kopfleiste trug vermutlich noch eine Amtsbezeichnung (plebanus huius ecclesie o. ä.) oder aber eine Ergänzung der Datierung nach dem Festkalender. Bei der Jahreszahl steht das Jahrtausend mit römischer Ziffer eingemeißelt, die anderen Zahlen arabisch. Die erste Zeile im Mittelfeld ist unklar. Am Anfang steht ein Versalbuchstabe, der als D (= dominus) gelesen werden könnte, danach ein wohl als reverendus aufzulösendes Wort. Da auch die Buchstabenfolge im letzten Wort der zweiten Zeile ungewöhnlich, die Bedeutung Pforzheim (Sitz des Landkapitels) aber klar ist2, gehen diese willkürlichen Schreibweisen wohl auf eine schlechte Vorlage oder Ungeschicklichkeit des Handwerkers zurück; die Schrift ist eindeutig Minuskel, aber mit Versalien aus der Kapitalis ausgestattet (E, R, S), daneben aber auch mit einer Versalie A, die Schreibschriftvorlagen der Zeit entnommen scheint (doppeltgestrichener Balken).