Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 176 Maulbronn, Klosterkirche 1521
Beschreibung
Grabstein des Abtes Johannes (VI.) Burrus. Im Südseitenschiff (Kapelle 10) im Boden. Früher im Kreuzgang. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein, Umschrift zwischen Linien. Im Mittelfeld Abtsstab unter Astwerkbaldachin in Ritzzeichnung, von Arm gehalten. Platte rechts oben beschädigt, Bruch im Mittelfeld.
Maße: H. 274, B. 129, Bu. 6,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
Anno d(omi)ni MDxxj. [xi] kalen[d](as) [decembris / obiit rev]erendus in christo pater ac d(omi)n(u)s D(omi)n(u)s Joannes burr(us) / ex bret[heim] precipu(us) religionis / amator et cultor Abbas hui(us) mo(na)sterij benemerit(us) Cui(us) a(n)i(m)a req(ui)es(cat) i(n) pace.
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1521, am 11. vor den Kalenden des Dezember (Nov. 21) starb in Christus der verehrungswürdige Vater und Herr, Herr Johannes Burrus aus Bretten, vorzüglicher Freund und Verehrer des Glaubens, hochverdienter Abt dieses Klosters. Seine Seele möge ruhen in Frieden.
Anmerkungen
- Toepke I 347.
- Bruschius 333.
- Vgl. nr. 122, und die dort gegebenen Nachweise, ferner nr. 152 (1501).
- Vgl. nr. 177 (1521).
- Vgl. nr. 186 (1525).
Nachweise
- Jenisch 23.
- Jenisch II p. 43.
- WürttLB. Cod. hist. 2° 311, 30.
- WürttLB. Cod. hist. 4° 217, 9v.
- Wickenburg II 306.
- OABMaulbronn 161.
- Paulus, Maulbronn 2(1884) 86.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 176 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0017602.
Kommentar
Johannes Burrus erscheint als ‚professus in Mulbronnen‘ 1475 in der Heidelberger Universitätsmatrikel1. 1491 wurde er Abt von Maulbronn und regierte bis 1503; angeblich wurde er wegen seiner Strenge von den Mönchen des Klosters zur Abdankung genötigt2. 1518 bis 1521 war er erneut Abt. Seine Regierungszeit stellt zweifellos einen der Höhepunkte der spätmittelalterlichen Klostergeschichte dar: der Parlatoriums-/Oratoriumsbau geht auf ihn zurück3, ebenso die Pfisterei4. Da die Grabschrift seine Verdienste ausdrücklich hervorhebt, kann die Unzufriedenheit der Mönche während seiner zweiten Amtsperiode nicht mehr zu Konflikten geführt haben.
Die Schrift des Steines ist eine klassische Minuskel. Sie könnte von der gleichen Hand stammen wie die Grabinschrift für Abt Johannes Entenfuß5. Dafür sprechen auch die fehlenden Worttrennungszeichen und der sparsame Gebrauch von Kürzungen.