Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 164 Maulbronn, Kreuzgang 1511
Beschreibung
Gewölbemalerei in der Brunnenkapelle.
A. Achtteiliger Gewölbestern mit großem Schlußstein (darin Adler), von gemaltem Kranz umgeben. In den Zwickeln jeweils Rankenwerk, um den Schlußstein Schriftband (A), jeweils durch die Gewölberippen unterbrochen. Malerei rot auf weißem Putz, Erhaltung gut (restauriert).
Maße: Dm. (des umlaufenden Schriftbandes) ca. 80, H. (des Schriftbandes) ca. 8–10 cm, Bu. ca. 6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel, Kapitalis.
© Klaus Krüger, Maulbronn [1/4]
Textkritischer Apparat
- Kürzungszeichen für et.
Anmerkungen
- Gen. 26, 19.
- Kloos, Epigraphik 155.
- W. Fraenger, Jörg Ratgeb, Dresden 1972, 34ff. u. Abb. 115–122.
Nachweise
- Jenisch 118v.
- Jenisch II p. 234.
- WürttLB. Cod. hist. 2° 311, 128.
- WürttLB. Cod. hist. 4° 217, 12v.
- Wickenburg II 297.
- OABMaulbronn 148.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 164 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0016402.
Anno domini m dxl FODERVNT IN TORENTE (ET)a) REPERVNT AQVAM VIVAM · GEN · XXVI1).
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1511. Sie gruben im Grunde und fanden lebendiges Wasser.
Die durch drei Segmente laufende Datierung ist in einer sehr schräg laufenden Minuskel ausgeführt, der Bibelspruch in einer gestreckten Kapitalis mit rundem E. Selbst wenn man spätere Übermalungen und Restaurierungen berücksichtigt, dürfte der Charakter beider Schriften doch ursprünglich sein. Die Schrift des Bibelzitats paßt gut in die Zeit um 1500, als sich vor allem in der Malerei und in Schnitzinschriften frühe Formen der Kapitalschrift durchzusetzen begannen2. Das Nebeneinander beider Schriftformen soll Datierung und Zitat auch äußerlich voneinander abheben.
B. In einer Gewölbekappe westlich vom Eingang der Kapelle der Brunnen mit trinkendem Maultier dargestellt (Gründungssage!), in der Mitte Rankenwerk, darin verschränkt.
MVLBRV(N)N A(NNO)MCVXI
Dabei steht M zentral (gleichzeitig als Buchstabe und Zahlzeichen), darüber V (Buchstabe und Multiplikator), darüber C XL, rechts von M die Fortsetzung der Buchstabenfolge. – Die Zuschreibung der Malereien an Jörg Ratgeb ist kaum haltbar3.