Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 156 Maulbronn, Klosterkirche 1506
Beschreibung
Grabstein des Abtes Johannes (V.) Riescher. Im Nordseitenschiff an der Nordwand im Herrenchor. Schlichte Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Mittelfeld unten quer eingeritzter Abtsstab. Der Stein lag früher im Südflügel des Kreuzganges; am jetzigen Standort verkehrt herum aufgestellt.
Maße: H. 201, B. 100, Bu. 6,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
+ Anno d(omi)ni · 1 · 50 · 6 · xv · / · k(a)l(enda)s · Julij · O(biit) venerabili(is) pr(aesul) ac d(omi)n(u)s johannes Riescher de / · laudenburg in Mul/bronne(n) quandoq(ue) denuo Abbas c(uius) a(n)i(m)a req(ui)escat in pace.
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1506 am 15. vor den Kalenden des Juli (Juni, 17) starb der ehrwürdige Abt (Vorsteher) und Herr Johannes Riescher von Laudenburg, einstmals zweimal Abt in Maulbronn. Seine Seele möge ruhen in Frieden.
Anmerkungen
- Vgl. Toepke III 400 (mehrere Vertreter des Namens aus Ladenburg); ob der für 1501 genannte Johannes Ryscher (ebd. I 441) mit dem Maulbronner Abt identisch ist, läßt sich nicht sagen.
- Klunzinger, UrkGeschichte, Reg. 58.
Nachweise
- Jenisch 22.
- Jenisch II, p. 41.
- Wickenburg II 293.
- OABMaulbronn 159.
- WürttLB. Cod. hist. 2° 311 p. 71.
- WürttLB. Cod. hist. 4° 217, p. 11.
- Paulus, Maulbronn 2(1884) 86.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 156 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0015600.
Kommentar
Johannes Riescher (Rischer) stammte vermutlich aus Ladenburg1. Er wird 1475 als Abt von Maulbronn genannt, resigniert 1488; nach Besold war er 1497 Konventherr und Bruder im Kloster Herrenalb2; 1504 wird er erneut zum Abt von Maulbronn gewählt; die Wahl wurde von Herzog Ulrich von Württemberg nicht anerkannt und nach wenigen Monaten stellte Abt Johannes sein Amt wieder zur Verfügung. Da die Grabinschrift betont, er sei zweimal Abt gewesen, sah man offenbar im Kloster die Intervention des württembergischen Herzogs als ungerechtfertigten Akt an.
Die Schrift zeigt stark ausgezierte Versalien, die an Initialen von Handschriften erinnern.