Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 147 Karlsruhe, Bad. Landesmuseum um 1500
Beschreibung
Predella des ehemaligen Hochaltars der ev. Pfarrkirche aus Niefern. Heute (seit 1892?) im Magazin des Museums. In Niefern noch verblieben der Körper des Gekreuzigten und eine zugehörige Anna Selbdritt. Die Vorderseite der Predella ist in drei Nischen geteilt, die durch Stäbe mit Knäufen getrennt sind. Die Rückseite (Tannenholz) farbig gefaßt. Rechts und links zwei knieende Engel, der rechte hält eine Geißelsäule, der linke den Kreuzesstamm. Beide gemeinsam halten das Schweißtuch der Veronika mit dem Christuskopf, unten halbkreisförmig von Spruchband umzogen; Inschrift weiß auf schwarzem Grund.
Maße: B. 301, H. 71, T. 43,5, Bu. 3,5–4 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
Salva sancta facies nostri redemptoris
Dataq(ue) veronice signu(m) ob a(m)oris
Übersetzung:
Sei gegrüßt, heiliges Antlitz unseres Erlösers, und gib (dich) Veronika zum Zeichen der Liebe!
Anmerkungen
- K. Pearson, Die Fronica. Ein Beitrag zur Geschichte des Christusbildes im Mittelalter. Straßburg 1887. – Lex. d. Mittelalters I 588.
- Walther, Initia Carminum nr. 17 153 (mit Nachweisen). – Druck bei G. M. Dreves. – C. Blume, Ein Jahrtausend christliche Hymnendichtung Tom. II (1909) 74.
Nachweise
- KdmBaden IX 7, 178.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 147 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0014701.
Kommentar
Die bildliche Darstellung des Schweißtuches der – legendären – Heiligen Veronika wurde erst im Spätmittelalter zum selbständigen Andachtsbild, während die Legende schon seit dem 4. Jahrhundert verbreitet ist1. Die als Inschrift gewählten Hymnenverse eines unbekannten Autors sind die erste und letzte Zeile der ersten Strophe eines Passionshymnus, der mehrfach handschriftlich überliefert ist2.