Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 146 Karlsruhe, Bad. Landesmuseum um 1500

Beschreibung

Fragmente eines Sakristeischranks aus der ev. Pfarrkirche in Niefern. Heute im Depot des Museums (seit 1892?). Türfüllungen aus Lindenholz, eingehängt in moderne Holzrahmungen. Erhalten sind zwei Füllungen aufgeteilt in jeweils 2 Doppelstreifen; die Streifen wiederum durch hölzernes Schnitzwerk (Pfeiler, Baumstamm) gegliedert in einzelne Felder, in denen Brustbilder der Apostel, Evangelisten und Kirchenlehrer angeordnet sind, kenntlich gemacht durch Attribute und Beischriften. Die erste Füllung (A) oben in 4, unten in 3 Felder gegliedert, die zweite Füllung (B) oben in 3, unten in 4 Felder gegliedert. Reste ehemals farbiger Fassung; Schrift schwarz gefaßt. Füllung A an einer Stelle neu ergänzt, Füllung B rechts beschädigt (mit Schriftverlust), ergänzt.

Maße: H. 34–35,5 (A), 33–35 (B), B. 49–52,5 (A), 24,8–34 (B), Bu. 2–2,5 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© Badisches Landesmuseum Karlsruhe [1/2]

  1. A

    S·IOANNES · S·MATHEVS · S·GREGORIVS · S·AMBROSIVS · S·IERONIMVS · S·AVGVSTINVS · SANCTVS LVCAS · S·MARCVS ·

  2. B

    S·IVDAS·TADEVS · PETRVS · S·ANDREAS / · S·BARTHOLOMEVS · SYMON · S·THOMAS · S·MATHIAS ·

Kommentar

Nach der Verteilung der Darstellungen auf den erhaltenen Streifen müßte das Programm noch einen dritten Füllungsstreifen umfaßt haben, der aber offenbar verloren ist. Auf der ersten Füllung erscheinen die 4 Evangelisten und die 4 Kirchenväter; auf der zweiten Füllung sind 7 Apostel dargestellt. An der klassischen Zwölfzahl fehlen Jakobus d. Ä. und Jakobus d. J., Philippus und Matthias; dabei ist berücksichtigt, daß Johannes und Matthäus ihre Darstellung bereits (als Apostel und Evangelist) auf dem ersten Bildstreifen fanden. Für einen dritten Füllungsstreifen wären also noch 4 Apostelbilder zu erwarten, dazu möglicherweise 4 Prophetenbilder1. – Die Beischriften sind in einer schmalen, steil geführten Kapitalis ausgeführt, die ganz deutlich noch die unsichere Formgebung dieser Schrift an der Wende des 15. zum 16. Jahrhunderts zeigt; der Buchstabe B ist immer als Minuskel dargestellt, VS zweimal als Ligatur2.

Anmerkungen

  1. Zum ikonographischen Programm vgl. RDK. I 811ff.
  2. Vgl. zur Anwendung der Bastard-Kapitalis (frühhumanistische Kapitalis) Kloos, Epigraphik 159. – Eine Schnitzinschrift in sehr ausgeprägter Bastard-Kapitalis s. DI. VI (Naumburg Dom) nr. 60 (1513).

Nachweise

  1. KdmBaden IX 7, 178 (Abb. 120, 121).

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 146 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0014604.