Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 127 Maulbronn, Kloster 1497
Beschreibung
Sockel eines Kruzifixes (?), heute in der Erdgeschoßhalle des Ephorats aufgestellt. Material roter Sandstein. Auf der Vorderseite des Sockels ausgetiefte Nische (ewiges Licht?), Rückseite unbearbeitet, Schmalseiten beschriftet (A, B). Oben eingetieftes Loch für Zapfen des Kreuzbalkens. Stark abgestoßen.
Maße: H. 102, B. 63, T. 38, Bu. 6,2 (A) und 4,8 (B) cm.
Schriftart(en): Kapitalis (griech.) und Minuskel mit Schmuckinitialen.
- A
ΧΡΙΣΤΩ / ΝΙΚΗ / ΤΗ
- B
B. Hanns / Zar; / 1497
Übersetzung:
Christus dem Sieger
Anmerkungen
- Vgl. über ihn Georg Wolff, Conrad Leontorius. Bio-Bibliographie, in: Beiträge zur Geschichte der Renaissance und Reformation (Festgabe Joseph Schlecht), München u. Freising 1917, S. 363ff.
- Vgl. nr. 122 (1493).
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 127 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0012709.
Kommentar
Die Inschrift B ist nicht eindeutig zu klären. Der erste Buchstabe kann Abkürzung für B(ruder) sein, kann aber auch Kürzung eines zweiten Vornamens sein. Ob der erste Buchstabe der zweiten Zeile wirklich ein Z darstellen soll, bleibt unsicher, ebenso die Bedeutung der Punkte nach dem r, die Abkürzung oder bloßer Schmuck sein könnten.
Inschrift A dürfte eindeutig darauf bezogen werden, daß der Sockel ursprünglich ein Stein- (oder Holz?)kreuz trug. Die griechische Widmung könnte auf die Anregungen des gelehrten Humanisten Conrad Leontorius zurückzuführen sein, der von 1495–1503 im Kloster lebte1. Die Schriftformen entsprechen denen der Bauinschriften am Treppenturm des Parlatoriums2: die lateinischen Buchstaben H, I, N, P, T sind den entsprechenden griechischen Zeichen völlig gleich. Lediglich die Proportionen sind bei der lateinischen Schrift stärker in die Grundform des Quadrates gestellt, während bei der griechischen Schrift eine hochrechteckige Grundform die Proportionen bestimmt.