Inschriftenkatalog: Enzkreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)

Nr. 110 Tiefenbronn, kath. Kirche 1478

Beschreibung

Epitaph für die Eheleute Dieter (VI.) von Gemmingen und seine Ehefrau Agnes geb. von Sickingen. Im nördlichen Seitenschiff der Kirche, 9. Stein. Platte aus gelbem Sandstein mit vertieftem Mittelfeld, oberer Abschluß halbrund, Feld mit Maßwerkbogen, darunter 2 Wappen in flachem Relief. Inschrift umlaufend, unten Fehlstellen. Der Stein war offenbar zu unbekannter Zeit in zwei Teile zerbrochen; beim Zusammensetzen wurde über die ganze Breite ein Stück in Höhe von ca. 30 cm nicht mit eingefügt, es war offenbar verloren.

Maße: H. 206, B. 104, Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. i(n) die · circ(umcisio(ne) ·/ anno · d(omi)ni · m · cccc · lxxviii / obiit · diethervs · de gemijngen · seni[or . . . . . . . . . . . . . . . . u]xor ·/ eivs · angnes / de sicki[ngen . . . . . . . . . . . . . . . .] memorie

Datum: 1. Januar.

Wappen:
Gemmingen, Sickingen.

Kommentar

Die unvollständige Inschrift, bei der eine Verbindung zwischen dem Formular für den Ehegatten und dem Formular für die Ehefrau fehlt, läßt sich nur hypothetisch ergänzen. Nach senior wäre zu erwarten et anno domini m cccc lxxxv in die georgii, nach sickingen dann ein Segenswunsch. Die Inschrift wurde bisher wegen ihrer Unvollständigkeit falsch zugewiesen bzw. falsch überliefert1. Die deutsche Inschrift des Grabsteins mit dem Datum 1475 (aber mit dem gleichen Todestag!) überliefert Reinhard von Gemmingen, ihm folgend auch Stocker2. Bei Reinhard von Gemmingen ist auch die Inschrift des Grabsteins für die Ehefrau überliefert3. Als Entstehungszeit des Epitaphs ist möglicherweise auch ein Zeitpunkt nach 1485 (Todesjahr der Ehefrau) anzusetzen.

Dieter der Ältere legte durch seine Besitzpolitik den Grund für den Wohlstand der Linie Gemmingen-Hagenschieß. Reinhard von Gemmingen schreibt von ihm ‚… hat er all sein Lebtag mit Güthern sehr gefuggert, gekaufft und verkaufft’4. Von seinen 14 Kindern wurden Christoph, Anna und Otto ebenfalls in Tiefenbronn beigesetzt5.

Anmerkungen

  1. Stocker a. a. O. (ihm folgend KdmBaden IX 7, 243) nimmt sie für Agnes von Gemmingen in Anspruch. Das ist irrig, weil der Todestag des Dieter von Gemmingen an anderer Stelle belegt ist.
  2. Stocker, Gemmingen III 17, vgl. nr. 105.
  3. Vgl. nr. 116 und nr. 116a.
  4. R. v. Gemmingen, Heid. Hs. 133 Buch IV 194v.
  5. Vgl. nrr. 155, 163,170.

Nachweise

  1. KdmBaden IX 7, 243.
  2. Stocker, Gemmingen III 17f.
  3. Denkmalheft Gemmingen 49.

Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 110 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0011004.