Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 104 Maulbronn, Klosterkirche 1473
Beschreibung
Steinkruzifix mit Künstlersignatur. Ursprünglich wohl auf dem romanischen Lettner zwischen Herren- und Brüderchor. Heute hinter dem Kreuzaltar unmittelbar vor dem Lettner. Gelblicher Maulbronner Sandstein in verschiedenen Farbnuancen. Vielleicht ursprünglich bemalt, Reste bei den Blutbahnen der Seitenwunde und der Handwunden erkennbar; Datierung und Signierung auf der Rückseite in ca. 2 m Höhe über dem Boden.
Maße: H. (des Kreuzes) 366, H. (Schriftfläche) 55, B. (Schriftfläche) 37, Bu. 11 cm.
Schriftart(en): Zierschrift-Initialen.
1 4 7 3 C V S
Anmerkungen
- J. A. Schmoll, gen. Eisenwerth, Das Maulbronner Kruzifix, in: Annales Universitatis Saraviensis, Phil. Lettres 2 (1953) 301; M. L. Hauck, Der Bildhauer Conrad Sifer von Sinsheim und sein Kreis in der oberrheinischen Spätgotik, in: ebd. Phil. Lettres 9 (1960) 162ff.; M. Ohnmacht, Das Kruzifix des Niclaus Gerhaert von Leyden in Baden-Baden von 1467, Bern-Frankfurt 1973, 120ff. – Bedenken gegen die Autorschaft bei E. Zimmermann, Die Syfer, drei spätgotische Bildhauer am Oberrhein, in: Der Kraichgau 3 (1972) 54ff.
- J. A. Schmoll, a. a. O. – Der genannte Conrat Velten von Schmie ist möglicherweise identisch mit dem Laienbruder Conrad von Schmie, der 1493 in der Bauinschrift der Wendeltreppe des Parlatoriums genannt wird, vgl. nr. 122; ihm dann 20 Jahre früher auch das monumentale Steinkreuz zuzuschreiben, scheint tatsächlich fragwürdig. Die kunsthistorische Zuschreibung muß letztlich ohne genügende Sicherheit bleiben.
- Vgl. DI. XVI (Mannheim-Sinsheim) nr. 238 (1468).
Nachweise
- Jenisch 118v.
- Jenisch II p. 234.
- WürttLB. Cod. hist. 2° 311, 127.
- WürttLB. Cod. hist. 4° 217, 12v.
- OABMaulbronn 140.
- Dehio-Piel 310.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 104 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0010406.
Kommentar
Die Auflösung der Initialen dürfte nach dem letzten Stand der Forschung für C(onrad) V(on) S(insheim) sprechen1. Frühere Deutungen auf Caspar von Straßburg bzw. Conrat Velten von Schmie mußten als unhaltbar aufgegeben werden2. Das Kruzifix steht in der Nachfolge des 1467 entstandenen Baden-Badener Kruzifix des Nikolaus Gerhaerts von Leyden; den fehlenden Titulus könnte man auf einer Tafel am Balkenkopf vermuten, wo eine abgemeißelte Fläche noch erkennbar ist.
Die Initialen sind als ausgesprochene Zierschrift-Buchstaben anzusprechen, wie sie in vergleichbarer Form gelegentlich auch bei qualitätvollen Grabsteinen aus dem gleichen Zeitraum zu beobachten sind3. Die Ziffern 4 und 7 in gestürzter Form.