Inschriftenkatalog: Enzkreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 22: Inschriften Enzkreis (1983)
Nr. 33 Maulbronn, Klosterkirche 1377
Beschreibung
Grabschrift für Abt Johannes von Rottweil, eingemeißelt am nordöstlichen Chorstrebepfeiler unmittelbar über dem Sockel. Die Oberfläche des gelben Sandsteins wurde (über zwei Quader unter Einbeziehung einer Fuge) querrechteckig eingetieft, die Schrift in 6 Zeilen zwischen Linien eingemeißelt. Rechts außerhalb der Schriftfläche eingeritzter Abtsstab.
Maße: H. 58, B. 140, Bu. 4–5,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
anno · milleno · ter · c · cum · septuageno ·septimo · cv(m) · celebris · crvcis · est · i(n)vencio · cv(n)ctis ·heu · pater · emoritur · venerand(vs) · et · hic · sepelitvr ·abbas · antiqu[u]s · dom(us) · hui(us) · fidvs · amicvs ·de · rotwil · genit(us) · devs · hinc · deuote · precandussedulo · per · fratres · pauset · cu(m) pace · ioh(ann)es ·
Übersetzung:
Im Jahre 1377, als die Kreuzauffindung (Mai 3) festlich begangen wurde, verschied – ach – der ehrwürdige Vater und wurde hier beigesetzt. Aus Rottweil gebürtig, war der Altabt ein treuer Freund dieses Hauses. Von nun an möge Johannes, ergeben flehend zu Gott, nach eigenem Wunsch unter den Brüdern in Frieden ruhen.
Anmerkungen
- Bruschius 332.
Nachweise
- Jenisch 12.
- Jenisch II p. 21.
- WürttLB. Cod. hist. 2° 311, 133.
- WürttLB. Cod. hist. 4° 217, 11v.
- Wickenburg II 293f.
- Klunzinger, ArtBeschr. 7b.
- OABMaulbronn 164.
- Paulus, Maulbronn 2(1884) 84.
Zitierhinweis:
DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 33 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di022h008k0003302.
Kommentar
Die Inschrift zeigt zum ersten Mal in Maulbronn eine gotische Minuskel; bemerkenswert dabei ist die noch sehr starke Bindung an das Zweilinienschema der gotischen Majuskel, die sich in den kaum ausgeführten Ober- und Unterlängen (d, p, t) erkennen läßt. Willkürlich werden u und v, langes und rundes s verwendet. Trotz der sehr gedrängten Schrift regelmäßige Worttrennung durch Punkte in Zeilenmitte und zeilenweise Einmeißelung der leoninischen Hexameter. Johannes von Rottweil war Abt des Klosters von 1361–1367. Nach Bruschius war er der Erbauer der ersten Befestigungsmauer der Klosteranlage1. Die Inschrift betont, daß er auf eigenen Wunsch sein Grab auf dem Klosterfriedhof im Osten hinter dem Chor fand, während die Äbte gewöhnlich im Kapitelsaal bestattet wurden.