Inschriftenkatalog: Stadt Einbeck

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 42: Einbeck (1996)

Nr. 121 Marktkirche St. Jacobi nach 1594

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Der Sechspaßfuß erhebt sich über einer abgetreppten breiten Sockelplatte und einer mit Ornament verzierten Zarge. Auf dem äußeren Rand der Sockelplatte verläuft die eingravierte Inschrift A. In einem Segment des Fußes ist ein Kruzifix mit dem Titulus B auf einem gewundenen Schriftband aufgelötet. In allen Segmenten des Fußes ist zum Fußhals hin ansteigendes Rankenwerk graviert. Ober- und unterhalb des abgeflachten Nodus mit durchbrochenem Maßwerk an der Ober- und Unterseite sechseckige Schaftstücke mit graviertem Maßwerk. Der Nodus ist mit sechs weit vorspringenden rautenförmigen Rotuli besetzt, die blütenartig eingekerbt sind. Darauf befinden sich die Buchstaben der Inschrift C. Die Kuppa wird von einem Kelchkorb aus plastischem Rankenwerk umfangen.1) Über dem Kelchkorb eingraviertes Bogenornament. Unter dem Fuß verläuft am Rand die Inschrift D. Außerdem ist unter dem Fuß eine Gewichtsangabe eingepunzt.2)

Maße: H.: 20,4 cm; Dm.: 15,2 cm (Fuß), 11,4 cm (Kuppa); Bu: 0,4 cm (A), 0,2 cm (B), 0,65 cm (C), 0,45 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (A), gotische Minuskel (B), gotische Majuskel (C), frühhumanistische Kapitalis (D).

Bildarchiv ADW Göttingen, Inschriftenkommission [1/3]

  1. A

    IOBST · VND · GEORG · RAVEN · LORENTZ · RAVEN · SELIGER · SOHNE · D ·a)

  2. B

    inri

  3. C

    I H E S V S

  4. D

    ILSE · V(ON) · D(EM)b) · HAGE(N) · R · IO(HANNES) · KAVERAR · D ·a)

Kommentar

Die Inschrift D ist in frühhumanistischer Kapitalis ausgeführt. Sie enthält epsilonförmiges E, H mit ausgebuchtetem Querbalken, A mit weit nach links gezogenem Deckbalken und offenes unziales D.

Die Datierung des Kelches, der einem weiteren Kelch der Marktkirche aus dem Jahr 1610 (Nr. 141) stilistisch ähnlich ist, ergibt sich aus dem Todesdatum des in der Inschrift A als verstorben genannten Lorenz Raven (vgl. Nr. 120). Zu dessen Sohn Jobst Raven vgl. Nr. 112 und Nr. 157. Wie die Inschriften auf und unter dem Fuß miteinander in Einklang zu bringen sind, ließ sich nicht klären. Zwischen der Anbringung beider Inschriften kann kein allzu großer Zeitraum liegen, da die Verwendung der frühhumanistischen Kapitalis, die vor allem in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts verbreitet war, schon für die Entstehungszeit des Kelches ungewöhnlich ist.

Textkritischer Apparat

  1. Es ist nicht sicher, wie das D am Ende der Inschrift aufzulösen ist. Eine Ergänzung zu D(EDERVNT) ist angesichts der sonst in deutscher Sprache formulierten Inschrift nicht sehr wahrscheinlich.
  2. D(EM)] Möglich wäre auch die Auflösung D(ER).

Anmerkungen

  1. In derselben Art ist auch der Kelchkorb des anderen in Besitz der Marktkirche befindlichen Kelches (Nr. 141) gestaltet, der aus derselben Werkstatt stammen dürfte.
  2. 33 3/4 L(o)t. Oberhalb der Gewichtsangabe ein einem J ähnliches Zeichen, dessen Bedeutung sich nicht klären läßt, und die Ziffer 4, möglicherweise eine Inventarnummer.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 44 (A).
  2. Garbe, Kirchen, S. 134.

Zitierhinweis:
DI 42, Einbeck, Nr. 121 (Horst Hülse), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di042g007k0012108.