Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 171 Obhausen, ev. Kirche (St. Johannes) 1610

Beschreibung

Taufstein, rötl. Sandstein. Das hexagonale Becken ist mit einer runden Mulde ausgestattet, um die im Kreis die Stiftungsinschrift (A) verläuft. Rings um den oberen äußeren Beckenrand sind zwischen zwei begleitenden Stabprofilen das Fertigungsjahr und die Stifternamen (B) vermerkt. Drei der darunter anschließenden Beckenseitenflächen tragen reliefierte Engelsköpfe. Die dazwischenliegenden Felder und der runde Schaft sind vor gestricheltem Hintergrund mit einfachen Beschlagwerk- bzw. Bandverzierungen versehen. Auf dem oberen Ring des durch verschiedene Kehlungen und Wülste mehrfach abgestuften Fußes ist die Meistersignatur (C) verzeichnet. Sämtliche Inschriften wurden eingemeißelt; (A) und (B) weisen noch die dünn geritzten Zeilenlinien auf.

Maße: H.: 108 cm; B.: 60 cm; Bu.: 3,4 cm (A), 4,5 cm (B), 3,0 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/4]

  1. A

    ·a) ANN(O)b) · CHRISTI · 1 · 610c) · HAT · TER · EHRSAME · GALLE · KOLBE · ALHIR · TISE · TAVFE · VOR · IHRET

  2. B

    ANNOd) / · 1 · 6 · 10e) · W · Kf) / GALLE KOLBE / MARIA / KOLENg) / WILHELM / KOLBE ·

  3. C

    M(EISTER) · NK

Kommentar

Die senkrecht stehenden Buchstaben verfügen über gleichbleibend schmal geschlagene Bestandteile, die durch Sporen begrenzt werden. Hervorzuheben sind das teilweise stark konische M, dessen Mittelteil die obere Zeilenhälfte nicht unterschreitet, die fast halbkreisförmigen Schrägschäfte des K sowie die weit ausgestellte Cauda des R. Über dem I sitzt in der Regel ein Punkt. Als Worttrenner dienen in (B) kurze, linksschräg gestellte Striche, sonst kleine Dreiecke in Zeilenmitte.

Die gegenwärtige Kirche wurde bis auf einen Teil der Fundamente erst im Jahre 1850 errichtet.1) Ob der Taufstein zu ihrer älteren Ausstattung2) gehörte, bleibt ungewiß. In den für die Johannes-Gemeinde 1708 einsetzenden Kirchenbüchern sind Nachfahren einer Familie Kolbe nicht nachweisbar.3) Auch der Meister NK ist in der Literatur bisher nirgendwo sonst belegt.4) Das bisweilen nach rechts aus der Achse verschobene A, die gewölbte Cauda des R oder auch die ligierten Namensinitialen NK erinnern an einzelne Schriftmerkmale des Meisters HK.5)

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsmarkierung in Form einer Doppelschleife.
  2. ANN(O)] Ohne Kürzungszeichen.
  3. 1 · 610] Beide 1 mit i-Punkt und ohne Anstrich, der Schaft der ersten unten nach links gekrümmt, der zweite gespalten.
  4. ANNO] Über dem zweiten N ein überflüssiger kurzer Kürzungsstrich.
  5. 1 · 6 · 10] Der Schaft der ersten 1 unten nach links gekrümmt, der der zweiten gerade ausgeführt; beide ohne Anstrich. Der obere Bogenabschnitt der 6 weit nach rechts gezogen.
  6. W · K] Möglicherweise die Namensinitialen eines weiteren Mitglieds der Familie Kolbe.
  7. KOLEN] Lies vermutlich mit Kdm.: KOLBEN.

Anmerkungen

  1. Vgl. Dehio 1999, S. 635.
  2. So Kdm. (Querfurt) 1909, S. 180.
  3. Vgl. PfA Obhausen, Kb. 1, St. Johannis.
  4. In ThB 37, 1950, S. 434 f., 439 ist er nicht aufgeführt.
  5. Vgl. zu Meister HK Einl. Kap. 5. 4. 2.; Nr. 30, 150, 154, 156.

Nachweise

  1. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 180.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 171 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0017104.