Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 156 Niedereichstädt (Gem. Langeneichstädt), ev. Kirche (St. Wenzel) 1602

Beschreibung

Taufstein, Sandstein. Der weiß getünchte und marmorierte Stein steht in der Mitte des Chores vor dem Kanzelaltar. Er besteht aus einem oktogonalen Becken, einem runden, mehrfach gerissenen Säulenschaft und einem ebenfalls runden, karniesförmig profilierten Fuß. Unter dem wulstartig vorspringenden Rand des Beckens teilt ein umlaufender Steg die acht Außenfelder horizontal in je zwei verschieden große Zonen. Diese sind teils mit Rollwerk, teils mit Diamantquadern besetzt. Vier der unteren Felder sind überdies mit drei plastischen Engelsköpfen sowie dem Brustbild eines Mannes verziert. Er trägt ein Wams mit breitem Kragen und auf dem Kopf ein Ohrenklappenbarett. Im darunter liegenden Schaftbereich findet sich der eingemeißelte Stiftungsvermerk (A). Er wird von zwei figürlichen Reliefs flankiert: links von einem Putto, der auf ein geöffnetes Buch zeigt, und rechts von einem Laute spielenden Mädchen. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein kleinerer Amor mit Pfeil und Bogen wiedergegeben. Zwischen ihm und der Lautenspielerin wurde die Künstlersignatur (B) eingemeißelt.

Maße: H.: 108 cm; B.: 80 cm; Bu.: 2,1–2,7 cm (A), 3,9 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/1]

  1. A

    PETER MEBSa) / HAT DISEN /b) TAVFESTEIN / SETZEN LAS/SEN / AN(N)O CHRISTI / 1602c)

  2. B

    HK

Kommentar

Die Kerben der Buchstaben, die außer den dezenten Sporen keine weiteren Zierformen aufweisen, sind gleichbleibend schmal geschlagen. Charakteristisch für die Schriftformen des Künstlers HK1) sind das spitze, asymmetrisch nach rechts verschobene A sowie das R mit kleinem Bogen und weit ausgestellter, gewölbter Cauda.2) Da die Bauinschrift an der Kanzel dieselben Merkmale erkennen läßt, darf auch sie dem Meister HK zugeschrieben werden, der hiermit eines seiner letzten Werkensembles geschaffen hat.3)

Im Niedereichstädter Kirchenbuch werden verschiedene Angehörige der Familie Mebs (oder Mebes) mehrmals genannt.4) Der Name des Stifters selbst erscheint nur in zwei Anmerkungen, die auf ein und denselben Vorfall rekurrieren: „Den 8 December [1615] ist Sever Tummel der Von Peter Mebesen den 30 Novembris mit einem Brotmeßer Todlichen vor wundet worden gestorben Vndt ohne die gewonlichen Leichen Ceremonia (...) begraben worden.“5) Ob hier tatsächlich der Stifter gemeint ist oder ein Nachfahre gleichen Namens, kann mangels weiterer Belege nicht festgestellt werden.

Textkritischer Apparat

  1. MEBS] Das nur halb so große S sitzt als hochgestellter Buchstabe in der oberen Hälfte der Zeile.
  2. Zwischen den Zeilen ein Diamantquader.
  3. 1602] Die 1 ist ein senkrechter Schaft ohne Anstrich, die 6 verfügt über einen offenen Bogen, die 0 ist auffällig klein, die 2 spitz.

Anmerkungen

  1. Zum Monogrammisten HK vgl. ThB 37, 1950, S. 407 (Lit.); Schröder 1933 (HK), S. 1 f.; Bergner 1926, S. 85; Kdm. (Naumburg) 1903, S. 257.
  2. Vgl. Einl. Kap. 5. 4. 2.; Nr. 30, 150, 154. S. a. die Grabplatten des Albrecht von Altensee (gest. 1581) und seiner Gemahlin Margareta (gest. 1587) in DI 7 (Stadt Naumburg) 1960, Nr. 257 bzw. 262. S. a. DI 9 (Lkr. Naumburg) 1965, Nr. 450, 459–462, 466; DI 11 (Merseburg) 1968, Nr. 139; DI 62 (Weißenfels) 2005, Nr. 153, 157.
  3. Vgl. Nr. 30.
  4. Vgl. PfA Langeneichstädt, Kb. 1, Niedereichstädt, S. 71, 106 (Tiburtius bzw. Portius M.); 151 (Martin M.) etc.
  5. Vgl. PfA Langeneichstädt, Kb. 1, Niedereichstädt, S. 160; derselbe Vermerk in ähnlichem Wortlaut auch in PfA Langeneichstädt, Kb. 1, Obereichstädt, S. 86.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 156 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0015607.