Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 64: Querfurt (2006)
Nr. 125 Nemsdorf (Gem. Nemsdorf-Göhrendorf), Hauptstr. 50 1579
Beschreibung
Schrifttafel, Sandstein. Den Zugang zum Gehöft gewähren ein großer Torbogen und rechts daneben eine kleine mit Sitznischen versehene Rundbogenpforte. Links oberhalb von ihr ist in etwa 3 m Höhe eine querrechteckige Steinplatte in das Mauerwerk eingelassen, die sich hier nicht in situ befinden kann. In dem etwas eingetieften Binnenfeld ist in erhabenen Lettern ein Name mit Jahreszahl verzeichnet.
Maße: H.: 34 cm; B.: 48 cm; Bu.: 6,4–7,8 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
1 5 [·] 7 · 9 / CIRIAX GV/NSCH · H Sa)
Textkritischer Apparat
- H S] Lies möglicherweise: H(IC) S(EPVLTVS), d. i. hier begraben. Ich danke Herrn Prof. Dr. R. Jakobi, Universität Halle, für diesen Hinweis. In diesem Falle würde es sich um den Grabstein der genannten Person handeln, der vermutlich vom Kirchhof stammte und 1772 für die Errichtung des Torbogens (Jahreszahl im Schlußstein) als Baumaterial verwendet wurde.
Anmerkungen
- Vgl. Nr. 111, 139. S. a. Einl. Kap. 5. 4. 2., hier behelfsweise als „Querfurter Steinmetz der Schrifttafeln“ bezeichnet.
- Vgl. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 64.
- Vgl. Webel 1708, S. 31.
- Vgl. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 25/2–27/2 (aus: LHASA Magdeburg, Rep. D Amt Querfurt II Nr. 33).
- Vgl. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 31, 47; Webel 1708, S. 22.
- Vgl. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 59 (aus: LHASA Magdeburg, Rep. D Amt Querfurt VIII Nr. 479).
Nachweise
- PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 64.
- Unser Kreis Querfurt 1956, S. 123.
- Freund 1985, S. 111.
- Einecke/Jacob/Leopold 1993, S. 27.
Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 125 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0012502.
Kommentar
Die Buchstabenbestandteile sind konstant breit geschlagen und weisen keinerlei Verzierungen auf. Lediglich am V sind die oberen Schaftenden etwas keilartig verdickt. Die Bögen von C und G wurden halbkreisförmig wiedergegeben, die geradlinige Cauda des G steht senkrecht. Die Ziffern sind allesamt etwas schräggestellt. Als Trennzeichen dienen kräftige Quadrangel in Zeilenmitte. Anhand dieser charakteristischen Schriftmerkmale läßt sich die Tafel einem unbekannten Steinmetz zuweisen, von dem sich weitere Schriftplatten in Querfurt und Schnellroda erhalten haben.1)
Die Familie Günsch (oder Güntzsch) zählte zu den namhaften Bauerngeschlechtern von Nemsdorf.2) Webel vermochte deren Vertreter bis 1527 zurückzuverfolgen und stellte heraus, daß sie auch zu seiner Zeit „in gutem Wachstum“ seien.3) Aus einem Besitzverzeichnis des Nemsdorfer Flurbuches geht hervor, daß die Günschs neben der Familie Lautenschläger noch um 1755 im Dorf am stärksten vertreten waren.4) Ihre Angehörigen wurden nicht selten als Dorfschulzen oder Schöffen eingesetzt.5) Der Name Ciriax Günschs läßt sich bisher nur in einem Erbzinsregister des Amtes Querfurt vom Jahre 1564 nachweisen.6)