Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 116 Vitzenburg, Schloß 1574

Beschreibung

Portal, rötlicher Sandstein. Der ehemals offene, heute vermauerte Arkadengang des Renaissancebaus, der einen Riegel zwischen östlichem und westlichem Schloßhof bildet, ist nachträglich durch mehrere Trennwände in verschieden große Räume aufgeteilt worden. Im Inneren des mittleren Bereichs stößt man parallel zur Arkatur auf ein Rundbogenportal, das sich hier wohl nicht in situ befindet. Bergners Angaben zufolge gewährte es noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Zugang zum nördlich anschließenden „Eckhaus“.1) Der linke der zwei pilasterartigen Pfosten ist heute durch eine rechtwinklig daran angefügte Mauer fast gänzlich verdeckt. Die breit abgefasten Innenkanten des Gewändes sind mit Diamantquadern verziert. Unterhalb der beiden Kämpfer, auf denen zwischen zwei vorkragenden Karniesprofilen ein Wellenband verläuft, liest man auf der Fase je zwei Ziffern des eingemeißelten Baujahres.

Maße: H.: 240 cm; B.: 174 cm; T.: 33 cm; Zi.: 6,5 cm.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/3]

  1. 1 · 5 // 7 · 4

Kommentar

Der Schaft der 1 trägt keinen Anstrich; an das untere Ende schließt sich eine nach links umgebogene Zierlinie an, die den Schaft durchschneidet und rechts die Grundlinie wieder erreicht. Der Schaft der 5 ist schräggestellt und das untere Bogenende in gleicher Weise als Schlinge ausgeführt. Die auffälligen Trennzeichen sind in Form eines S wiedergegeben, dessen Bogenenden leicht eingerollt sind und dessen Mittelteil von einem kurzen Schrägschaft durchkreuzt wird.

Eine Unvorsichtigkeit beim Malzdörren hatte im Jahre 1492 den gesamten vorderen Teil der Vitzenburg in Schutt und Asche gelegt.2) 1521 erwarb Joachim von Lichtenhain den Grundbesitz von der Familie von Selmenitz.3) Sein Nachkomme Nickel von Lichtenhain ließ dann im inschriftlich bezeichneten Jahr das nördliche Gebäude neu aufführen.4) Im Jahre 1587 errichtete dessen Sohn Valten im Zuge umfangreicher Baumaßnahmen den rechtwinklig ansetzenden Arkadenbau, in dem sich das Portal heute befindet.5)

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 286.
  2. Vgl. Könnecke 1896, S. 130. Zur Geschichte der Vitzenburg vgl. v. a. Plath 1893, S. 302–373; Grössler 1904, S. 109–124; Wäscher 1, 1962, S. 197f. (Lit.), 2, 1962, Abb. 672–676; Wäscher 1963, S. 23f.; Schmitt 1996, S. 8f.; Heinzelmann 1997, S. 36f.
  3. Vgl. dazu v. a. Grössler 1904, S. 120. Zu denen von Lichtenhain vgl. Adelslexikon 8, 1989, S. 341f.; NaDAL 5, 1864, S. 512.
  4. Vgl. Plath 1893, S. 352. S. a. die Abb. und Beschreibung bei Kdm. (Querfurt) 1909, S. 285f.
  5. Vgl. Plath 1893, S. 352. Zu den Baumaßnahmen s. a. Nr. 131, 132, 135.

Nachweise

  1. Plath 1893, S. 352 (auch in: Kreischronik 1902, S. 369).
  2. Könnecke 1896, S. 131.
  3. Grössler 1904, S. 120.
  4. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 286.
  5. Heinzelmann 1997, S. 37.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 116 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0011603.