Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 748† Dom St. Blasii 1617, 1631

Beschreibung

Grabplatte der Katharina Friedemann und ihrer Tochter Hedwig Anna Hoppenstedt. Der Stein befand sich im 18. Jahrhundert auf der Südseite des Kreuzgangs. Die Inschriften A bis D standen untereinander auf der hochrechteckigen Platte, in den Ecken jeweils ein Wappen.1) Die Inschrift D wurde offenbar später hinzugefügt.

Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    INSPERATUM HOC MONUMENTUM IN CONIUGIS SUAE / HONESTISSIMAE ATQ(UE) DILECTISSIMAE CATHARINAE / D(OMI)NI JOHANNIS FRIDEMANNI QUONDAM HUIUS ECCLESIAE / COLLEGIATAE CANONICI SENIORIS FILIAE ANNO CHRI(STI) / 1617 . DIE 14 . APRILIS CIRCA HORAM 5 . VESPERTINAM / ANNO VERO AETATIS SUAE 42 . PIE IN CHRISTO / DEFUNCTAE MEMORIAM AC DESIDERIUM NEC / NON AMORIS CONIUGALIS TESTIMONIUM MARITUS / EIUS SUPERSTES D(OMI)N(US) HELMOLDUS HOPPENSTEDE / EIUSDEM ECCLESIAE CANONICUS ET VICE DOMINUS / OLIM MOERENS POSUIT

  2. B

    QUAM DEUS ADIUNXIT MIHI COSTAM HANC ABSTULIT IDEM / COSTA QUIDEM SED PARS MAXIMA CORDIS ERAT / SED FIRMA SPE FRETUS QUOD MIHI REDDET EANDEM / IPSE DEUS SUMMO MOX VENIENTE DIE / INTEREA PLACIDE MEA COSTA QUIESCIS IN URNA / POST TECUM IN COELIS CONCELEBRABO DEUM

  3. C

    PSALMO XXV / DIE ANGST MEINES HERZENS IST GROS FÜHRE / MICH HERR AUS MEINEN NÖTHEN SIEHE AN MEINEN / JAMMER UND ELEND UND VERGIEB MIR MEINE SÜNDE 2)

  4. D

    GNATA(M) HOPPENSTADIJ HEDWI/GENa) J(OH)AN(ES) GLEIMI(US) ANNAM / TUMULO HOC TALAMI / CONDIDIT REV(ERENDAM) SOCIAM / NAT(A) 3 . MART(II) 1604 . DENAT(A) 17. APRIL(IS) 1631 .

Übersetzung:

Dieses ungewünschte Denkmal zur Erinnerung an seine hochehrbare und sehr geliebte Gattin Katharina, Tochter des Johannes Friedemann, einstmals Seniorkanonikers dieser Stiftskirche, die am Tag des 14. April 1617 um die fünfte Abendstunde im 42. Jahr ihres Alters fromm in Christus verstorben ist, hat ihr hinterbliebener Ehemann Herr Helmold Hoppenstedt, Kanoniker und Vizedominus derselben Kirche, als (Ausdruck der) Sehnsucht und auch als Zeugnis ehelicher Liebe einst trauernd gesetzt. (A)

Die Rippe, welche Gott mir hinzugesellt hat, hat er auch weggenommen, eine Rippe zwar, aber der größte Teil des Herzens. Aber ich vertraue in fester Hoffnung darauf, daß Gott selber sie mir zurückgeben wird, wenn bald der Jüngste Tag kommt. Inzwischen ruhst du, meine Rippe, sanft im Grab, später werde ich mit dir im Himmel Gott preisen. (B)

In diesem Grab hat Johannes Gleim seine ehrbare Ehefrau Hedwig Anna, geborene Hoppenstedt, beigesetzt. Sie wurde am 3. März 1604 geboren; sie starb am 17. April 1631. (D)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Wappen:
Hoppenstedt3)Friedemann4)
Wortmann5)Weihe6)

Kommentar

Die Formulierung der Inschrift A läßt den Schluß zu, daß die Grabplatte unmittelbar nach dem Tod der Katharina Friedemann angefertigt wurde und daß die Inschrift für ihre Tochter (D) später nachgetragen wurde.

Katharina Friedemann, die Tochter des seit 1568 amtierenden Kanonikers an St. Blasii Johannes Friedemann (vgl. Nr. 701) und der Ilse von Weihe, heiratete im Jahr 1602 den aus Lüneburg stammenden Helmold Hoppenstedt. Dieser hatte nach einem Schulbesuch in Lüneburg an den Universitäten Wittenberg und Frankfurt an der Oder studiert,7) bevor er sich in die Dienste des holsteinischen Hofes begab. Im Jahr 1592 erhielt er ein Kanonikat an St. Blasii in Braunschweig.8) Die Tochter des Ehepaars, Hedwig Anna Hoppenstedt, heiratete im Jahr 1630 Johannes Gleim, der Stiftsprediger an St. Blasii war. Hedwig Anna Hoppenstedt starb bei der Geburt ihres ersten Kindes.9) Nach dem Tod der Katharina Friedemann heiratete Helmold Hoppenstedt in zweiter Ehe Ilse Schele, die Witwe des Johannes Kaufmann. Helmold Hoppenstedt starb im Jahr 1627 und wurde wie seine erste Ehefrau und seine Tochter in St. Blasii begraben.10)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 129, Teil 1 (o. P.).
  2. Ps. 25,17f.
  3. Wappen Hoppenstedt (drei Weinstöcke). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 129, Teil 1 (o. P.).
  4. Wappen Friedemann (quergeteilt, oben zwei Blumen mit umeinander gewundenen Stengeln, unten drei Querbalken).
  5. Wappen Wortmann (Baum).
  6. Wappen Weihe (gespalten, rechts Raute, links halbes Zahnrad).
  7. Matrikel Wittenberg, Bd. 2, S. 314. Matrikel Frankfurt, Bd. 1, S. 263.
  8. Döll, Kollegiatstifte, S. 320.
  9. Angaben zu Hedwig Anna Hoppenstedt nach den Notizen Becks in der Sammlung Sack, Nr. 129, Teil 1 (o. P.).
  10. Angaben zu Helmold Hoppenstedt und seinen Ehefrauen nach dessen Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 6911.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 129, Teil 1 (o. P., Zeichnung) u. Teil 3, p. 65 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 748† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0074805.