Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 733† St. Ulrici-Brüdern 1609
Beschreibung
Glocke. Bronze. Die Glocke, die im kleinen Glockenturm hing, wurde im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken enteignet. Die Kronenöhre waren mit je einem Maskenkopf und einer nackten Figur besetzt. Um den Glockenhals verliefen drei Bänder, im oberen ein Rankenfries, in den beiden unteren die zweizeilige Inschrift A, deren Zeilen durch doppelte Stege voneinander getrennt waren. Die Inschrift wurde an zwei Stellen durch ein über beide Zeilen reichendes Relief der Evangelisten Matthäus und Markus mit ihren Symbolen unterbrochen. Auf beiden Seiten des Glockenmantels ein Kruzifix auf der Schädelstätte mit Titulus B, unter dem einen Kreuz der erste, unter dem anderen Kreuz der zweite Teil der Inschrift C.1)
Inschriften nach Pfeifer.
Maße: H.: 63 cm; Dm.: 75 cm.2) – Kapitalis.
- A
ALSO · HEFT · GOT · DE · WELT · GELEVET · DAS · ER · SINEN · EINIGEN · GEBORENEN · SO/NE · GAF · VP · DAT · ALLE · DE · AN · ONE · GELOVEN · NICH · VOR·LOREN · WERDEN 3)
- B
I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM) 4)
- C
· HANS WILKEN · // · GOS · MRIa) · IN · B(RVNSWICK) · Wb) ·
Textkritischer Apparat
- Irrtümlich für MIR. Es handelt sich hierbei wohl um einen niederdeutschen Bestandteil, da Dativ und Akkusativ des Personalpronomens im Niederdeutschen zusammenfallen können.
- Wie die Initiale W aufzulösen ist, ist unklar. Möglicherweise ist BW zusammenzuziehen und als B(RVNS)-W(ICK) aufzulösen. Die Namensform so nach Nr. 725.
Anmerkungen
- Beschreibung nach Pfeifer, Glockengießergeschlechter, S. 108f.
- Maßangaben nach Pfeifer, Kirchenglocken, S. 91.
- Jh. 3,16.
- Io. 19,19.
- Vgl. Pfeifer, Glockengießergeschlechter, S. 106–110. Vgl. a. Sta Braunschweig, B IV 7, Nr. 13.
Nachweise
- Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 102 (A, C) u. p. 163 (A, C).
- Pfeifer, Kirchenglocken, S. 91.
- Pfeifer, Glockengießergeschlechter, S. 109f. (Zeichnung).
- Sack, Barfüßer, S. 415 (A normalisiert und verkürzt).
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 733† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0073308.
Kommentar
Für den Braunschweiger Gießer Hans Wilcken, der in der Neuen Straße wohnte und mit Ilse Heinemann verheiratet war, ist der Guß verschiedener Glocken bezeugt. Er fertigte auch Geschütze für die Stadt Braunschweig an, von denen jedoch etliche sprangen, weil er minderwertiges Material verwendet hatte, und andere nicht besonders funktionstüchtig waren. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen mit der Stadt wurden über den Tod des Gießers, der am 6. Juli 1612 in der Brüdernkirche beigesetzt wurde, hinaus mit seiner Witwe weitergeführt.5)