Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 60 Leiferde, Kirche 1641

Beschreibung

Epitaph für David Sibbald. Holz, farbig gefasst. Die hochrechteckige Holztafel ist an der Nordwand des Kirchenschiffs in einer Nische aufgehängt.1) Sie ist schwarz gefasst und unten mit einer leicht vorstehenden Leiste2), oben mit einer vorkragenden profilierten Abdeckung versehen. Das Feld zeigt ein vierfeldriges Vollwappen vor einem weiß drapierten Tuch. Darunter die mit gräulicher Farbe aufgemalte Inschrift.

Maße: H. 65,5 cm, B. 64 cm. Bu. 1,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Minuskel, mit Versalien; Fraktur.

Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Anna Weissmüller) [1/2]

  1. IN DOMINO HÎC REQUIESCIT, eXIMIA PIETATE TAM ‎/ LITERIS QUAM ARMIS INSIGNIS, OMNI VIRTUTIS SPL=‎/ENDORE ILLUSTRIS, D(OMINUS) DAUID SIBBALD, PROTRIBUNUS ‎/ CHILIARCHIAE PEDESTRIS SUB CORONA SWECIAE, SCO=‎/TUS, FILIUS D(OMINUS) IOANNIS SIBALDI BARONIS A KAER, QUI ‎/ IN CONGRESSU CONTRA CAESARIANOS IN SŸLUA PROPE Wolfenbütell GLOBO SCLOPETALI EXPIRAUIT 19 IUNY 1641. ‎/ AETATIS SUAE 38.

Übersetzung:

Im Herrn ruht hier der außergewöhnlich fromme, sowohl in den Wissenschaften, als auch im Militärwesen ausgezeichnete, mit der ganzen Pracht der Tüchtigkeit glänzende Herr David Sibbald, Oberfeldherr eines Regiments zu Fuß unter der schwedischen Krone, ein Schotte, Sohn des Herrn Johannes Sibbald, Baron in Keir, welcher bei dem Zusammenstoß gegen die Kaiserlichen im Wald nahe Wolfenbüttel durch eine Gewehrkugel am 19. Juni 1641 starb, im Alter von 38 Jahren.

Wappen:
Sibbald, David3)

Kommentar

Kapitalis mit Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden sowie eine Bogen- und Linksschrägenverstärkung. Rundes U mit rechtem, unten umgebogenem Schaft. Eingerolltes Q mit waagerecht geschwungener Cauda. Die Cauda des R geschwungen und weit unter die Grundlinie gestellt. N in IOHANNIS und BARONIS mit über den linken und rechten Schaft geschwungenen Schrägschaft. Der untere Schrägbalken des K ist unter die Grundlinie geschwungen. Die Bogenenden des D, P und R sowie die oberen und unteren Balken des E, F und L reichen über die Schäfte hinaus. X mit geschwungenen Schäften, die unter die Grundlinie reichen. Der Schaft der Eins ist unten gespalten und oben zu einem Dreieck verdickt, darüber ein Punkt. Der Schaft der aufgerichteten Vier ist unten gespalten.

David Sibbald entstammte einer der ältesten Familien Kincardineshires (Schottland). Seine Eltern waren John Sibbald und Janet Strachan. Wie er selbst, kämpfte auch sein Bruder John auf schwedischer Seite in Deutschland.4)

David Sibbald verstarb am 19. Juni während der Schlacht an der Weißen Schanze zwischen Wolfenbüttel und dem Oderwald an einer Schussverletzung.5)

Anmerkungen

  1. Der ursprüngliche Standort des Epitaphs ist unklar. Die Kirche von Leiferde wurde 1864 als Ersatz für eine kleine Kapelle errichtet.
  2. Auf dieser der Renovierungsvermerk Renouatam Anno 1802.
  3. quadriert, 1. durchbrochenes Ankerkreuz (Sibbald), 2. u. 3. Hirsch (Strachan), 4. drei Bärenköpfe 2:1; vgl. Robson, The British Herald, Bd. 2, o. S. Hier abweichend: 1. Andreaskreuz belegt mit Raute.
  4. Vgl. Dobson, Scottish-German Links, S. 79.
  5. Zur Schlacht siehe Merian, Theatri Europaei, S. 617–624.

Nachweise

  1. Mirus, Wolfenbüttel im dreißigjährigen Kriege, Sp. 137/138 (Vermerk).
  2. NLA WO, 142 N, Nr. 19 (Voges, Aufnahmebögen) s. v. Leiferde.
  3. Kdm. Kreis Wolfenbüttel, S. 63.
  4. Bornstedt/Schuppe, Geschichte von Leiferde, S. 32.
  5. LAW, Kunstgutkartei von Martin Wandersleb s. v. Ev.-luth. Kirchengemeinde Leiferde, Nr. 10.

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 60 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0006003.