Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 55 Geitelde, Kirche 1624, 1658

Beschreibung

Kelch. Silber. Sechspassfuß auf Stehrand mit profilbegrenzter Zarge. Schmuckloser Nodus mit sechs Rautenrotuli, die Inschrift A tragen. Kuppa mit verstärktem Lippenrand. Auf der Wandung ein Vollwappen; zur Rechten und Linken der Helmzier Inschrift B. Dem Wappen gegenüber die Stifterinschrift C. Zwischen den beiden Inschriften Renovierungsvermerke von 1711 und 1898.1) Über dem Renovierungsvermerk von 1711 Braunschweiger Beschau sowie eine Goldschmiedemarke (s. Materialien). Die Inschriften sind graviert und teilweise konturiert.

Maße: H. 18,6 cm, Dm. 10,5 cm (Fuß), 11,7 cm (Kuppa). Bu. 0,4 cm (A), 0,25 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A) mit Versalien (B, C).

Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Anna Weissmüller) [1/7]

  1. A

    I E H S V S

  2. B

    HEINRICVS ‎// WOLFLEBIVS ‎/ 16 ‎// 24

  3. C

    IOHANNES ZIMMERMAN ‎/ CLOSTER SCHREIBER DES ‎/ IVNGFRAWLICHEN CLOSTERS ‎/ STETERBVRGS ‎/ ANNO 1658

Wappen:
Wofleben

Kommentar

Sorgfältig gearbeitete Kapitalis mit ausgeprägten Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden. E und F mit verkürztem Mittelbalken. Beim B und R ragen die Bogenenden links über den Schaft hinaus, ebenso der Balken des L sowie die oberen und unteren Balken des E und F. I mit I-Punkten. Spitze Zwei und aufgerichtete Vier. Die Eins in Kontur, der linke Konturschaft über die Grundlinie verlängert und unten umgebogen. Z mit Mittelbalken.

Der Kelch wurde anhand seiner Marke dem unbekannten Goldschmied BN zugeordnet.2) Bereits Wandersleb erkannte jedoch, dass es sich bei den Initialen der Marke nicht um ein ligiertes BN, sondern BW handelt. Der Kelch kann daher mit großer Wahrscheinlichkeit dem Braunschweiger Goldschmied Sebastian (Bastian) Wiemer zugesprochen werden.3) Dieser lernte ab 1617 zunächst bei seinem Vater Philipp Wiemer und ab Ostern 1622 für anderthalb Jahre bei Adam Höppener. Von 1633 bis 1636 ist er als Gildebruder nachgewiesen, von 1663 bis 1668 als Gildemeister.4) Den Kelch muss Wiemer kurz nach der Beendigung seiner Lehre angefertigt haben. Die später hinzugefügte Inschrift von 1658 stammt aufgrund der ähnlichen Schriftgestaltung vermutlich ebenso von Wiemer.Heinrich Wofleben (Wolfleben) war von 1616 bis 1632 als Pfarrer in Geitelde und von 1632 bis 1641 in Hohenhameln (Lkr. Peine) tätig. Am 13. Oktober 1616 heiratete er in Geitelde Anna Heise und nach deren Tod am 04. Dezember 1626 in Braunschweig die Witwe Catharina. Aus seinen Ehen gingen drei Söhne hervor. Am 15. April 1641 verstarb Heinrich Wofleben in Hildesheim.5)

Anmerkungen

  1. Die Inschriften lauten: Renoviret und Vergulden Lassen Von ‎/ Ilse Dürsing ‎/ und ‎/ Heinrich Ehlers ‎/ 1711 und Wiederum ‎/ neu Renoviret ‎/ Anno 1898. Die Vergoldung des Kelches von 1711 hat sich nicht erhalten.
  2. Vgl. Kdm. Kreis Wolfenbüttel, S. 45, Scheffler, Goldschmiede, Bd. 1, S. 148, Nr. 619 sowie Spies, Braunschweiger Goldschmiede, Bd. 3, S. 102, Nr. 454.
  3. Vgl. LAW, Kunstgutkartei von Martin Wandersleb s. v. Ev.-luth. Kirchengemeinde Geitelde, Nr. 1.
  4. Vgl. Spies, Braunschweiger Goldschmiede, Bd. 3, S. 105, Nr. 459.
  5. Biographische Angaben nach Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, Nr. 4512.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Wolfenbüttel, S. 43.
  2. LAW, Kunstgutkartei von Martin Wandersleb s. v. Ev.-luth. Kirchengemeinde Geitelde, Nr. 1.

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 55 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0005500.