Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 52 Riddagshausen, Klosterkirche um 1620

Beschreibung

Taufdeckel. Holz. Über dem Taufstein (Kat.-Nr. 30) im Mittelschiff hängend. Restaurierung im 19. Jahrhundert durch den Bildhauer Jureska aufgrund starker Schädigungen durch Holzwürmer.1) Der Taufdeckel ist in Form eines doppelstöckigen Baldachins gestaltet und greift mit seinen sechs Seiten die Form des Taufsteinssockels auf. Getragen werden die beiden Ebenen von je sechs Säulen, vor denen in der oberen Ebene vollplastisch gestaltete Engel stehen, in der unteren Apostelfiguren sitzen. Im Inneren der unteren Ebene ist die Taufe Christi durch Johannes den Täufer dargestellt, in der oberen Gottvater mit Weltkugel. Als Bekrönung dient die allegorische Figur des Glaubens (Fides) mit Abendmahlssymbolen. An den Gesimsen die umlaufenden Inschriften A, B und C, von unten nach oben. Inschrift A beginnt an der Nordseite, Inschrift B an der Südwestseite und Inschrift C an der Nordwestseite. Alle Inschriften sind in vertiefter Zeile erhaben geschnitzt.

Maße: Bu. ca. 5 cm (A), ca. 3 cm (B, C).

Schriftart(en): Fraktur.

Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Anna Weissmüller) [1/5]

  1. A

    Gehet hin in alle weltt ‎/ Lehret alle Heÿdenn ˑ ‎/ Vnnd Tauffett Sie ‎/ Jm namen des Vaters ‎/ Vnd des Sohns Vnd des ‎/ Heiligen Geistes2) Matt: a(m) let(zten)

  2. B

    Wer da gleubett ‎/ Vnd getauft wirdt ‎/ Der wirdt selig ‎/ Wer aber nicht gleubet ‎/ Der wirdt verdampt3) ‎/ Marci am letzten C(apitel)

  3. C

    Dis ist mein Lie‎/ber Sohn ann ‎/ dem ˑ Jch wollge‎/fallenn habe den ‎// solt ihr Hörenn4) ‎// Matt: am drit(ten)

Kommentar

Sorgfältig ausgearbeitete Fraktur mit aufwendig durch Rankenornamente verzierte Versalien. Schlaufen- und Rankenverzierungen im Ober- und Unterlängenbereich von Inschrift A; Inschrift B und C ohne derartige Verzierungen. Geschlossenes kursives s am Wortende, dessen linken Teile des gebrochenen oberen und unteren Bogens zu einem Schaft verschmolzen sind. Schaft- und Bogen-r im Wechsel; das Bogen-r ist als zwei gegenläufig übereinandergesetzte Bögen gestaltet, die sich nicht berühren. y mit leicht gebogenem rechtem Schaft, welcher im Unterlängenbereich eingerollt ist. h mit unter die Grundlinie verlängertem, nach rechts eingerolltem Bogen. Einstöckiges und doppelstöckiges a nebeneinander; das doppelstöckige a mit offenem oberem Bogen. Als i-Punkte dienen Quadrangel.

Sowohl die Verzierungen als auch die Schriftgestaltung lassen sich mit der Kanzel der Klosterkirche (Kat.-Nr. 54) vergleichen und können daher mit einiger Sicherheit dem Osteroder Bildschnitzer Zacharias König († 1630) oder seiner Werkstatt zugeschrieben werden. Der Taufdeckel entstand vermutlich zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie die Kanzel.

Anmerkungen

  1. Vgl. Archiv für Kirchliche Baukunst und Archiv für Kirchliche Kunst, Jg. 6 (1882), S. 90.
  2. Mt 28,19.
  3. Mk 16,16.
  4. Mt 3,17.

Nachweise

  1. Archiv für Kirchliche Baukunst und Archiv für Kirchliche Kunst, Jg. 6 (1882), S. 90 (A).
  2. Pfeifer, Kloster Riddagshausen, S. 54f.

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 52 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0005203.