Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 47 Riddagshausen, Klosterkirche 1614

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Peter Windruwe. Stein. Die Grabplatte befand sich ursprünglich mittig vor dem hohen Altar.1) Bereits zur Zeit der Kunstdenkmälerinventarisierung (1900) war die Grabplatte in eine der Chorkapellen versetzt worden2); derzeit liegt sie in der Mitte der vierten Kapelle von Süden an der östlichen Seite des Kapellenkranzes. Dargestellt ist der Verstorbene als Ganzfigur im geistlichen Ornat unter einer Rundbogennische. In seinen vor der Brust gefalteten Händen hält er einen Kreuzstab und ein Buch. Inschrift A verläuft in einer vertieften Zeile um die Grabplatte; an der oberen Schmalseite wird sie von dem von zwei Putten gehaltenen Abtswappen unterbrochen. Inschrift B verläuft entlang des Rundbogens. Beide Inschriften sind vertieft eingehauen.

Maße: H. 237 cm, B. 106 cm. Bu. 4 cm (A), 3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Minuskeln (B), mit Versal (A).

Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Anna Weissmüller) [1/3]

  1. A

    ANNO DOMINI ‎// 1614 . AM 25. ‎/ NOVEMBRIS IST DER EHRWVRDIGER VND HO[CHA]CHTBAR HER [P]ETRVS WINDRVVEN, 28 IAHR ‎/ ABT IN RIDDAGESHAVSENa) [I]N GOTT SELI‎/GLICH ENTSCLAFE(N) EI[N]E [F]ROLI[C]HE AVFERSTEHUNG IN CHRISTO IHESV ERWARTEND

  2. B

    GOtt SEI MIR ARMEN SVNDER GNEDIG3)

Wappen:
Windruwe, Peter (Abt)

Kommentar

Sorgfältig und regelmäßig gearbeitete Kapitalis mit Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden. R mit geschwungener Cauda, G mit eingestellter Cauda. N mit nach links verlängertem Schrägschaft. Als I-Punkte dienen Dreiecke. Die 2 ist einmal spitz (25) und einmal rund mit einem beinah halbkreisförmigen Bogen (28) ausgeführt. Die Schriftmerkmale deuten darauf hin, dass die Grabplatte aus derselben Werkstatt wie das Epitaph für Christian Probst (Kat.-Nr. 45) sowie die Geschichtstafel der Riddagshäuser Klosterkirche (Kat.-Nr. 48) stammt. Die Grabplatte kann demnach dem Braunschweiger Bildhauer Jürgen Röttger zugewiesen werden.4)

Peter Windruwe wurde am 18. Februar 1551 in Wolfenbüttel als erster Sohn Stephan Windruwes († 1574) und dessen Frau Catharina Gottschalk († 1588) geboren. Von 1566 bis 1573 war er Schüler an der Klosterschule Riddagshausen. Nach einem zweijährigen Studium am Pädagogium in Gandersheim und folgend an der Universität Helmstedt5) wurde er 1575 von Abt Johannes Lorber (Kat.-Nr. 38) als Pastor nach Riddagshausen berufen; 1580 folgte die Ernennung zum Prior, 1586 seine Wahl zum Abt. Seit dem 01. Oktober 1580 war er mit Elsa Helmbold († 1610), der Tochter des Hondelager Opfermannes Tile Helmboldt und dessen Frau Catharina Dassel, verheiratet (Kat.-Nr. 44). Nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1612 in zweiter Ehe die Witwe des 1599 verstorbenen Gerhard Koch, Abt von Königslutter, Anna von Horn. Beide Ehen blieben kinderlos.6)

In seiner Chronik beschreibt Meibom Windruwe als frommen, tüchtigen und wohltätigen Mann sowie als Förderer der Bildung.7) Er setze die Bemühungen seines Vorgängers fort, das Kloster nach den Zerstörungen von 1606 wieder herzustellen.8) Der von ihm in Auftrag gegebene Altar (Kat.-Nr. 49) sowie eine Glocke (Kat.-Nr. 46) sind heute nur noch kopial überliefert. Windruwe verstarb am 24. November 1614 und wurde am 30. November vor dem hohen Altar in der Klosterkirche beigesetzt.9)

Textkritischer Apparat

  1. RIDDAGESHAVSEN] beide A kleiner.

Anmerkungen

  1. Vgl. NLA WO, 1 Kb, Nr. 946, S. 265. Zur Zeit des Grabdenkmälerverzeichnisses von 1753 war die Grabplatte noch dort zu finden: NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 630 (Monumenta Sepulcralia), S. 4.
  2. Vgl. Kdm. Kreis Braunschweig, S. 164.
  3. Lk 18,13.
  4. Zu Jürgen Röttger siehe Kat.-Nr. 48.
  5. Vgl. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 1, Nr. 20 u. S. 3, Nr. 7.
  6. Biographische Angaben nach Meibom, Chronicon Riddagshusense (1605), S. 103–107 und Rückling, Familienbuch, S. 297–299.
  7. Vgl. Meibom, Chronicon Riddagshusense (1605), S. 107–110 und Meibom, Chronicon Riddagshusense (1688), S. 390–407. Zur Förderung der Bildung siehe auch die Inschrift am Bibliotheksgebäude (Kat.-Nr. 13).
  8. Die unter Windruwe entstandene sog. Geschichtstafel, die von den Zerstörungen des Klosters berichtet, befindet sich heute im Mittelschiff der Kirche nahe der Kanzel, vgl. Kat.-Nr. 48. Zu den Zerstörungen des Klosters siehe auch Langerfeldt, Verheerungen im Kloster Riddagshausen.
  9. Vgl. NLA WO, 1 Kb, Nr. 946, S. 265.

Nachweise

  1. NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 630 (Monumenta Sepulcralia), S. 4, Nr. 3.
  2. Kdm. Kreis Braunschweig, S. 164.
  3. Werling, Grabdenkmäler und Epitaphien, Nr. 41.

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 47 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0004700.