Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 41† Hondelage, Kirche 1594, 1600

Beschreibung

Epitaph für den Pastor Hartwieg Flor und seine Familie. Holz. Das heute nicht mehr erhaltene Epitaph befand sich an der Nordwand des Chores. Es zeigte im Mittelfeld Christus am Kreuz, zu dessen einer Seite der Verstorbene im pristerlichen Habit zusammen mit zwei Söhnen kniete, zur anderen Seite seine Frau mit drei Töchtern. Unterhalb dieser Darstellung zwischen zwei Leisten Inschrift A mit den Altersangaben der beiden Eheleute. Auff den Zwischen Raum in zwei Spalten Inschrift B, an der Seite die Bibelsprüche C. Nebenan die Wappen des Verstorbenen und seiner Frau.

Inschriften nach NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 630.

  1. A

    viri aetat(tis) 32 vxoris Aetat(tis) 27

  2. B1

    A(nn)o 1600 den 23 Juny ist der wurdige und wohlgelahrte Ehre Hardwigus Florus weiland Pastor diser kirchen zu Honlage in Gott entschlapen

  3. B2

    A(nn)o 1594 den 23 Marty des abends zu 7 uhren ersturben Agneta Lorbern Ehre(n) Hardwigi Flori Pastoren zu Honlage ehliche Hausfrau und den 27 ipsius des abends zu 8 uhren Jlsa ihr Töchterlein Gott verleihe ihnen und uns allen eine fröhlige auffersteh(ung)

  4. C1

    Gedenke mein nach deiner Barmherzigkeit1) Psal 25

  5. C2

    Du aber Herr wollest deine Barmherzigkeit von mir nicht wenden2)

Übersetzung:

(A) Der Mann im Alter von 32 Jahren, die Ehefrau im Alter von 27 Jahren.

Wappen:
Flor, Lorber

Kommentar

Hartwieg Flor wurde um 1565 als Sohn des herzoglichen Vogts Hans Flor in Fallersleben geboren. Am 13. April 1585 immatrikulierte er sich an der Universität Helmstedt3) und wurde um 1587 Rektor in Gifhorn. Am 27. August 1589 wurde er zum Pastor in Hondelage ernannt und heiratete im gleichen Jahr die Witwe seines Vorgängers Agneta Lorber. Das Ehepaar hatte zwei Söhne und drei Töchter. Nach dem Tod seiner Frau heiratete Flor 1595 in Braunschweig Anna Jegenhorst (um 1570–1640) und verstarb am 23. Juni 1600.4)

Agneta Lorber wurde am 05. März 1567 als erstes Kind des Riddagshäuser Abtes Johannes Lorber (Kat.-Nr. 38) und seiner späteren Frau Katharina Berndes (Kat.-Nr. 34) in Hondelage geboren.5) In erster Ehe war sie seit dem 28. Juni 1584 mit dem Hondelager Pastor Johannes Boden († 1589) verheiratet, mit dem sie zwei Töchter hatte.6) Agneta Lorber verstarb am 23. März 1594 und wurde am 25. März in Hondelage beigesetzt. Nur wenige Tage danach verstarb auch ihre Tochter Ilsa.7)

Anmerkungen

  1. Ps 25,7.
  2. Ps 40,12.
  3. Vgl. Matrikel Helmstedt, S. 51, Nr. 119.
  4. Biographische Angaben nach Rückling, Familienbuch, S. 87. Zu dem auf seinem Epitaph angegebenen Sterbedatum lässt sich kein Eintrag im Hondelager Kirchenbuch finden.
  5. Agneta wurde als uneheliches Kind ihrer Eltern geboren, welche erst drei Jahre nach ihrer Geburt am 06. August 1570 heirateten. Erst durch die Eheschließung ihrer Eltern wurde sie als eheliches Kind legitimiert. In seinem Testament bezeichnet Johannes Lorber Agneta gemeinsam mit ihren sechs Geschwistern als seine Ehelichen vndt naturlichen kindern. Vgl. NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 92 (Testament Lorber), o. S. [fol. 45r].
  6. Vgl. Freist/Seebaß, Pastoren, Bd. 2, Nr. 384.
  7. Vgl. NLA WO, 1 Kb, Nr. 674, S. 330.

Nachweise

  1. NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 630 (Monumenta Sepulcralia) o. S. [fol. 12r-v].

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 41† (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0004106.