Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 39 Riddagshausen, Klosterkirche 1588

Beschreibung

Grabplatte für das Kind Hans Georg von Löhneysen. Stein. Die hochrechteckige Grabplatte ist als drittes Grabdenkmal von Westen an der Wand des südlichen Seitenschiffs aufgerichtet.1) In einer Rundbogennische der jung Verstorbene mit Pluderhose, Wams und knielangem Mantel, seine Hände vor der Brust gefaltet. Die Inschrift verläuft erhaben in zwei vertieften Zeilen um die Platte, unterbrochen von vier Vollwappen in den Ecken.

Maße: H. 173 cm, B. 91,5 cm. Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Anna Weissmüller) [1/1]

  1. ANNO ˑ 1588 ˑ AN S(ANKT) . STE[PH]‎/ANS TAGE ‎// WELCHER ˑ WAR ˑ DER ˑ 26 DECEMBRIS IST ˑ ‎/ DER EDEL[E] [VN]DT ERNVE‎/STE HANS [GE]ORG LONEYSSEN SEINES ‎// A[..T]ERS ‎/ 7 ˑ IAR VNDT 26 ˑ WOCHEN ‎/ 2 ˑ TAGE IS ‎// ER ALHIE ZV RITTERSHAVSEN ˑ ZWISCHEN ˑ 3 ˑ ‎/ VNDT 4 V[H]R ERTR[V]NKENa) ‎/ DER SELEN GOTT ˑ GNEDICH VND BARMHERZIG ‎// SEI AMEN

Wappen:
Löhneysen2)Wurmb
?3)?4)

Kommentar

Schlanke Kapitalis mit einheitlicher Strichstärke. Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden treten unregelmäßig auf. H mit Ausbuchtung am Querbalken. 1 und 7 unten gespalten und beidseitig nach oben gebogen. 6 einmal mit geschlossenem und einmal mit eingerolltem offenem Bogen; spitze 2.

Hans Georg von Löhneysen (1581–1588) war der Sohn von Georg Engelhard von Löhneysen (1552–1622) und seiner Frau Katharina von Wurmb. Sein Vater stand seit 1583 im Dienst des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (reg. 1589–1613). Er war fürstlicher Stallmeister und Berghauptmann, Verleger und Schriftsteller. Gemeinsam mit seiner Frau hatte er vier Söhne und vier Töchter, von denen neben Hans Georg noch ein weiterer Sohn und drei Töchter früh verstarben.5)

Hans Georg ertrank im Alter von sieben Jahren am 26. Dezember in der nahe des Klosters fließenden Wabe und wurde am 29. Dezember in der Klosterkirche beigesetzt.6)

Textkritischer Apparat

  1. ERTR[V]NKEN] R kleiner vertieft unterhalb des T-Balkens eingehauen.

Anmerkungen

  1. Die Grabplatte lag ursprünglich an ähnlicher Stelle, nahe der westlichen Kirchentür, vgl. NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 630 (Monumenta Sepulcralia), S. 31.
  2. Hier abweichend von der Beschreibung Siebmachers: Vogel, schräg aufwärts von einem Pfeil durchbohrt.
  3. Unkenntlich. Bei dem Wappen muss es sich um das der Familie von Wallenrodt (viereckige Schnalle) gehandelt haben. Zu diesem siehe Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Teil 1, S. 433, Taf. 35.
  4. Der Schild zeigt eine rechtsschrägliegende Säule. Die Zuordnung ist unsicher. Es könnte sich um das Wappen der Familie von Wiehe, Zenge oder Kutzleben handeln. Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 5, S. 95, Taf. 60 (Kutzleben), S. 187, Taf 121 (Wiehe) u. S. 193, Taf. 125 (Zenge).
  5. Vgl. Eickenroth, Familie von Löhneysen, S. 10–24.
  6. Vgl. NLA WO, 1 Kb, Nr. 946, S. 243: Den 26 Decemb(ris) ertrinckt ein kleiner Edelknab in der Waue.

Nachweise

  1. NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 630 (Monumenta Sepulcralia), S. 31, Nr. 29.
  2. Kdm. Kreis Braunschweig, S. 169.
  3. Werling, Grabdenkmäler und Epitaphien, Nr. 4.

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 39 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0003907.