Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 37 Riddagshausen, Klosterkirche 1585

Beschreibung

Grabplatte für Johann von Asbeck. Stein. Laut des Grabdenkmälerverzeichnisses von 1753 befand sich das Grab im südlichen Chor.1) In der Folgezeit ging die Grabplatte verloren und wurde erst 1970 bei Renovierungsarbeiten unterhalb des Fußbodens im Bereich der Vierung wiederentdeckt. Die zerbrochene Grabplatte wurde wieder zusammengefügt und an der Ostwand der kleineren nördlichen Seitenkapelle aufgestellt.2) Die Grabplatte zeigt den Verstorbenen als Ganzfigur im Halbprofil. Er trägt eine knielange Pluderhose, Wams und einen knielangen Mantel. Seine rechte Hand ist auf das senkrecht vor den Körper gegürtete Kurzschwert gelegt, in seiner linken Hand hält er ein Paar Handschuhe. Links zu seinen Füßen ein Vollwappen, rechts ein Buch; der darüber befindliche Gegenstand ist nicht mehr sicher zu identifizieren. Um die Platte verläuft in einer vertieften Zeile Inschrift A. Über dem Verstorbenen in einer Rollwerkkartusche Inschrift B. Unterhalb des Sockelvorsprungs, auf welchem der Verstorbene steht, der Herstellervermerk C. Alle Inschriften sind vertieft eingehauen. Als Worttrenner dienen Dreispitze.

Maße: H. 237 cm, B. 106 cm. Bu. 4 cm (A), 3 cm (B), 1,3 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A) mit Versal (B, C).

Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Anna Weissmüller) [1/3]

  1. A

    ANNO DOMINI ˑ 1585 ˑ DIE ˑ 27 ‎/ ˑ SEPTEM(BRIS) AMPIISSIMVSa) ET PRVDENTISSIMVS VIR . IOHAN AB ASBECK AETATIS SVAE ‎/ 41 . PIE EX HAC LACRYMARVM ‎/ VALLE DISCESSIT CVIVS ANIMA SIT IN BENEDICTIONE AMEN.

  2. B

    IOB : 19b)MORTVVS HAC NVNC SIM QVAMVIS, ‎/ CONCLVSVS IN VRNA, ‎/MOX TAMEN IN PROPRIA ‎/ CARNE VIDEBO DEVM ˑ3)

  3. C

    VBK . FECIT

Übersetzung:

(A) Im Jahr des Herrn 1585 am 27. September schied der hochgeehrte und sehr kluge Mann Johann von Asbeck in seinem 41. Lebensjahr fromm aus diesem Tal der Tränen. Seine Seele sei gesegnet. Amen.

(B) Obgleich ich als Toter nun in diesem Grab eingeschlossen bin, werde ich dennoch bald in meinem eigenen Fleisch Gott sehen.

(C) (...) hat es gemacht.

Versmaß: Elegisches Distichon (B).

Wappen:
Asbeck

Kommentar

Sorgfältig ausgearbeitete Kapitalis mit ausgeprägten Sporen an den Schaft-, Balken- und Bogenenden. Inschrift B mit Bogenverstärkungen. L in LACRYMARVM mit nach links verlängertem Balken. E mit verkürztem Mittelbalken. Die geschwungene Cauda des Q durchschneidet den Bogen unten rechts.

Gemäß seiner Grabinschrift wurde Johann von Asbeck um 1544 geboren.4) Seit 1569 stand er im Dienst des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (reg. 1568–1589). 1569 war er Mitglied des Hofgerichts, anschließend Amtmann zu Gandersheim (1570–1572). Von 1572 bis 1578 war er Probst in Lamspringe, von 1578 bis zu seinem Tod Verwalter des Klosters Riddagshausen. 1580 wurde er vom Herzog zum Hofrat ernannt, 1582 war er Mitglied des Generalkonsistoriums.5) Johann von Asbeck verstarb am 27. September 1585 in Riddagshausen und wurde am 30. September in der Klosterkirche beigesetzt.6)

Textkritischer Apparat

  1. AMPIISSIMVS] statt AMPLISSIMVS.
  2. Hinter 19 drei Dreispitze, an die eine v-förmig gebildete Linie anschließt.

Anmerkungen

  1. NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 630 (Monumenta Sepulcralia), S. 23.
  2. Vgl. Dorn, Renovierungen, S. 84.
  3. Io 19,26.
  4. Nach Rückling wurde Johann von Asbeck um 1520 geboren und hatte mit seiner Frau Sophia (um 1525–nach 1587) vier zwischen 1550 und 1565 geborene Kinder. Vgl. Rückling, Familienbuch, S. 14. Diese zeitlichen Angaben lassen sich jedoch nicht mit dem auf der Grabplatte zu errechnenden Geburtsjahr in Einklang bringen. Dass Johann von Asbeck verheiratet war, zeigt eine Schuldforderung seiner Witwe aus dem Jahr 1587; NLA WO, 2 Alt, Nr. 8980 (nach Online-Findbuch).
  5. Vgl. Lippelt, Hoheitsträger, S. 263f. sowie Rückling, Familienbuch, S. 14.
  6. Vgl. NLA WO, 1 Kb, Nr. 946, S. 239.

Nachweise

  1. NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 630 (Monumenta Sepulcralia), S. 24, Nr. 18 (A).
  2. Werling, Grabdenkmäler und Epitaphien, Nr. 56 (A, B).

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 37 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0003702.