Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig. Kloster Riddagshausen und eingemeindete Dörfer

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 7: Stadt Braunschweig III (2023)

Nr. 36 Herzog Anton Ulrich-Museum 1581, 1586

Beschreibung

Porträt des Abtes Johannes Lorber. Öl auf Eichenholz. Das Gemälde wurde gemeinsam mit seinem Gegenstück (Kat.-Nr. 35) 1851 für 10 Taler vom Amtsrichter Käufer aus Riddagshausen durch das Herzog Anton Ulrich-Museum erworben, wo es sich seitdem befindet.1) Dargestellt ist der Abt stehend vor einem dunklen Hintergrund in Dreiviertelansicht. Wie auch auf dem Gemälde seiner Frau befand sich im unteren Bereich des Bildes ursprünglich eine Tischplatte, die im späteren Verlauf übermalt wurde.2) Er trägt ein schwarzes Predigergewand, in seiner rechten Hand hält er ein Buch vor seine Brust. Links neben seinem Kopf Inschrift A. Zur Rechten das fahnentragende Gotteslamm, aus dessen Brust zwei Blutstrahlen in einem vor ihm befindlichen Kelch laufen; darüber Inschrift B. In der rechten unteren Bildecke das Abtwappen Johannes Lorbers mit der darüber befindlichen Jahreszahl C. Das Gemälde wurde zu einem unbestimmten Zeitpunkt stark übermalt, sodass der ursprünglich hell-olivfarbene Hintergrund heute fast schwarz erscheint. Um die Inschriften wurde dabei sorgfältig herumgearbeitet. Möglicherweise wurden im Zuge dieser Arbeiten die bisher nur mit Farbe aufgemalten Inschriften mit einer Kreidegrundierung nachgezogen und mit Blattgold belegt.3)

Maße: H. 76 cm (ohne Rahmen), B. 53 cm (ohne Rahmen). Bu. 1,1–1,6 cm (A), 1,1 cm (B), 1,4 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (B); Fraktur und Kapitalis (A).

  1. A

    Riddageshusen Closters Abbt,Johan(nes) Lorber solch gstalt gehabt.Seins alters fünfvndvierßig Jar,Von Göttlichen gnaden Er war.Der seinen geist ˑ in Gottes hand,Auf Christi doth, seines heiland.Ergeben hat in sanfft und still,Nach Gottes seines herren will. Im Jar des Herrn (et) c(etera) ‎‎/ ˑ 1586 ˑ ‎/ 23 ˑ OCTOB(RIS)

  2. B

    Sieh das ist Gottes Lamb ‎/ Welches der welt sunde tregt4) ‎/ Johan ˑ 1 ˑ

  3. C

    1581

Versmaß: Deutscher Reimvers (A).

Wappen:
Lorber, Johannes (Abt)

Kommentar

Inschrift A zufolge zeigt das Porträt Johannes Lorber im Alter von 45 Jahren. Dieser Angabe entsprechend muss das Gemälde gemeinsam mit seinem Gegenstück bereits um 1570 entstanden sein, vermutlich anlässlich der Hochzeit beider Eheleute am 06. August 1570.5) Die Inschriften, die Wappen sowie die figürlichen Darstellungen wurden erst nachträglich auf die Gemälde aufgemalt; die zuvor im unteren Bereich befindlichen Tischplatten wurden zeitgleich übermalt. Anlass für die Ergänzungen, die wahrscheinlich 1581 (vgl. Inschrift C) erfolgten, war vermutlich der Tod Katharina Lorbers am 02. März 1580 (vgl. Kat.-Nr. 35). Nach dem Tod des Abtes 1586 wurden von einer anderen Hand die letzte Zahl der Jahreszahl (6) und das genaue Sterbedatum (23 ˑ OCTOB) in Inschrift A nachträglich hinzugefügt.6) Durch die Ergänzungen erhielten die zuvor wahrscheinlich für den privaten Gebrauch gefertigten Gemälde einen öffentlichen Charakter. Da die Gemälde nicht im Testament Johannes Lorbers erwähnt werden, waren sie vermutlich zum Verbleib im Kloster bestimmt.7)

Zur Schrift und zum Maler siehe Kat.-Nr. 35.

Zu Johannes Lorber siehe Kat.-Nr. 38.

Anmerkungen

  1. Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig, Inv. Nr. 34. Zum Verkauf siehe Steland, Menschen-Bilder, S. 39. Eine Kopie des Gemäldes hängt im südlichen Seitenschiff der Riddagshäuser Klosterkirche am zweiten Pfeiler von Westen gegenüber der Grabplatte Lorbers (Kat.-Nr. 38).
  2. Siehe hierzu Steland, Menschen-Bilder, S. 42 mit Anm. 26.
  3. Zu den Überarbeitungen siehe Steland, Menschen-Bilder, S. 42 mit Anm. 26.
  4. Jh 1,29.
  5. Zu den biographischen Daten Lorbers siehe Kat.-Nr. 38.
  6. Zur Datierung siehe Steland, Menschen-Bilder, S. 42.
  7. Siehe dazu Steland, Menschen-Bilder, S. 43. Das Testament Lorbers befindet sich im Niedersächsischen Landesarchiv in Wolfenbüttel (NLA WO, 11 Alt Ridd, Nr. 92).

Nachweise

  1. Steland, Menschen-Bilder, S. 39.
  2. Kat. tom Ring, Bd. 2, S. 631.
  3. Werling, Grabdenkmäler und Epitaphien, Nr. 6.

Zitierhinweis:
DIO 7, Stadt Braunschweig III, Nr. 36 (Anna Weissmüller), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio007g003k0003603.